ATV wird vorerst keine neue Staffel seines umstrittenen Reality-Formats "Das Geschäft mit der Liebe" beauftragen, das hat der Unterhaltungschef von ProSiebenSat.1Puls4, Oliver Svec, gegenüber DWDL.de bestätigt. "Wir schließen aber einen Relaunch des Formats und dieser starken Marke in der Zukunft nicht aus", so Svec. Die Entscheidung kommt durchaus überraschend: Die jüngste Staffel der von Mabon Film produzierten Sendung ist erst in der vergangenen Woche zu Ende gegangen - und die Quoten waren eigentlich recht gut. 

Die insgesamt 14 Ausgaben erreichten bei ATV im Schnitt 96.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, der Marktanteil lag bei 8,5 Prozent. Im Vorjahr kam "Das Geschäft mit der Liebe" zwar noch auf mehr als 150.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sowie einen zweistelligen Marktanteil, damals lief das Format aber auch im Frühjahr. Die nun zu Ende gegangene Staffel war im Hochsommer zu sehen, hier sind die Reichweiten traditionell niedriger. 

Auch auf Joyn ist "Das Geschäft mit der Liebe" in den zurückliegenden Wochen ein schöner Erfolg für ATV und die gesamte ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe gewesen. So kamen die Folgen nach Senderangaben auf rund 538.000 Video Views und 14 Millionen Minuten Watchtime. Damit sei das Format unter den erfolgreichsten der letzten beiden Monate gewesen, heißt es aus der Wiener Sendezentrale gegenüber DWDL.de.

Unterhaltungschef Oliver Svec sagt: "Die sehr gute Performance des Formats zeigt, dass es trotz all seiner Polarisierung eine sehr große, treue Fan-Community von ‘Das Geschäft mit der Liebe’ gibt und bestätigt damit unsere Entscheidung der erneuten Ausstrahlung nach Überarbeitung." Und doch hat man sich beim Sender dazu entschlossen, das Format erst einmal nicht fortzusetzen - und für diese Entscheidung gibt es gute Gründe. 

Nach Kritik schaltete sich auch die Politik ein

Als ATV die jüngste Staffel Anfang des Jahres erstmals auf Sendung schickte, brach ein Shitstorm über die Verantwortlichen herein. "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk kritisierte das Format über Tage hinweg und sprach von "Zuhälterfernsehen". In der Sendung verfrachtet ATV Männer ins Ausland und bringt sie dort mit vermeintlich beziehungswilligen Frauen zusammen. Nicht selten äußern sich die Kandidaten abfällig über die Frauen. 

Nachdem sich auch die Politik, allen voran in Form von Medienminister Andreas Babler, in die Debatte eingeschaltet hatte, ruderte ATV zurück, entschuldigte sich und nahm das Format offline. In den Wochen danach überarbeitete man die Folgen und stellte sie im Sommer in deutlich überarbeiteter Form online. So ordnete man beispielsweise über den Off-Sprecher die Geschehnisse klarer ein als zuvor - und machte so auch deutlich, dass das Verhalten der Männer fragwürdig ist. 

Die Folgen waren außerdem völlig neu geschnitten. Eine vielfach kritisierte Szene, in der es so aussah, als würde einer der Männer eine sturzbetrunkene Frau Huckepack mit zu sich ins Hotel nehmen, stellte sich etwa ganz anders dar als die ursprünglichen TV-Bilder das suggerierten. ATV hatte hier zunächst bewusst Interpretationsspielraum gelassen. Das sollte in der neuen Version nicht mehr passieren. Nun hat man jedenfalls genügend Zeit, um noch einmal am Format zu schrauben. So schnell wird "Das Geschäft mit der Liebe" nicht zurückkehren - wenn überhaupt.  

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