Der Donnepp Media Award wird im nächsten Jahr nicht verliehen. Das hat Jörg Schieb, Vorsitzender des Vereins Freunde des Adolf-Grimme-Preises, der die Ehrung vergibt, jetzt gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt. Dort erklärte Schieb, der Preis werde erst einmal ausgesetzt. Die Statuten des Donnepp Media Awards müssten überprüft und verbessert werden. 

Update, 11.09.: Inzwischen hat Jörg Schieb gegenüber epd-Medien klargestellt, dass über die Aussetzung erst einmal die Mitgliederversammlung abstimmen müsste - deren nächste Versammlung regulär erst im April 2026, also nach dem nächsten Verleihungstermin wäre. Man überlege aber, diese vorzuziehen.

Und im Verein weiß man auch schon, an welcher Stelle man ansetzen will. "Wir wollen keine Aktivisten auszeichnen", erklärt Schieb gegenüber der "SZ". Das ist eine bemerkenswerte Aussage. Das war so bislang nicht nur nicht in den Statuten des Vereins festgehalten. Anfang des Jahres hatte eine unabhängige Jury, die zur Hälfte mit Vorstandsmitgliedern des Vereins besetzt war, Judith Scheytt explizit auch für ihr Aktivistentum geehrt. Die junge Frau beschäftigte sich mit der Berichterstattung deutscher Medien im Nahostkonflikt, dabei sparte sie nicht mit Kritik. 

Zuletzt kam es allerdings zu einem mittelschweren Eklat: Weil sich die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit über die besondere Ehrung an Scheytt beschwerte, zog der Vereinsvorstand die Auszeichnung wieder zurück. Öffentlich wurde das erst durch ein Instagram-Posting von Judith Scheytt selbst. Später kam heraus, dass Jörg Schieb und der Verein der Grimme-Freunde alleine gehandelt hatten. Zumindest zwei weitere Jury-Mitglieder stellten sich explizit gegen die Entscheidung zur Aberkennung der Ehrung (DWDL.de berichtete). 

Der Vereinsvorstand wirft Judith Scheytt mittlerweile unter anderem eine "systematische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts" vor. Schieb räumte bereits Fehler bei der Vergabe der Ehrung ein. Der Vereinsvorsitzende steht allerdings auch selbst in der Kritik, weil eine 39-seitige Analyse, die die Vorwürfe gegen Scheytt stützen sollte, so wirkt, als sei sie zumindest in Teilen mithilfe von KI erstellt worden. Schieb selbst sagt, er habe KI nur für die Gestaltung des Berichts genutzt. Zurücktreten will er nicht, sagt er jetzt gegenüber der "SZ", das wäre "unanständig". 

Auch das Grimme-Institut steht wegen der Sache in der Kritik. Formal hat man mit der Vergabe des Preises nichts zu tun, das übernimmt der Verein der Grimme-Freunde. Zuletzt berichteten allerdings mehrere Medien, dass Institutsleiterin Çiğdem Uzunoğlu sehr wohl besorgt gewesen sein soll angesichts der Vorwürfe - und möglicherweise auch die Aberkennung der Ehrung forderte oder zumindest dem Verein nahelegte. Uzunoğlu weist diese Darstellung zurück. Gegenüber DWDL.de sagt sie: "Mit der Vergabeentscheidung haben wir nichts zu tun, auch nicht mit der Aberkennung der besonderen Ehrung an Judith Scheytt. [...] Nach der Kritik an Frau Scheytt wurde ich zum Gespräch mit dem Vereinsvorstand gebeten, aber niemand von denen hat mich zur Frage der Aberkennung der Ehrung konsultiert – das war noch gar kein Thema zu dem Zeitpunkt. Da das Grimme-Institut auch gar nicht zuständig ist, würde ich dem Vereinsvorstand generell keine Empfehlung zum Umgang mit deren Auszeichnungen und Ehrungen geben."

Mittlerweile hat die Sache schon größere Kreise gezogen. So gab unter anderem die diesjährige Gewinnerin des Hauptpreises, Annika Schneider von "Übermedien", ihre Auszeichnung aus Protest zurück. Auch die vom Verein erhaltenen 5.000 Euro will sie zurückschicken. Auch Esra und Patrick Phul, 2024 mit der besonderen Ehrung ausgezeichnet, haben diese inzwischen zurückgegeben.

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