Er habe in seinem Smoking geschlafen, scherzte Thorsten Schorn zu Beginn des Abends. Und tatsächlich ist es schon bemerkenswert: Noch am Mittwochabend stand der Moderator als Laudator auf der Fernsehpreis-Bühne in Köln, am Donnerstag kommentiert er nun für fast 60 Radiosender die Verleihung des Deutschen Radiopreises aus Hamburg, während Katrin Bauerfeind im Stage Theater Neue Flora durch den Abend führte.

Die feierliche Preisverleihung - seit 2010 fest im Eventkalender etabliert - erwies sich während ihrer etwas mehr als zweieinhalb Stunden als gewohnt bunte Leistungsschau der Radiobranche mit bemerkenswert guter Stimmung. Dabei blieb zwischen musikalischen Auftritten von Stars wie Amy Macdonald, den Sugababes, Nina Chuba und Michael Schulte, immer wieder Raum für ernste Töne.

Ralf Geißler, Redakteur bei MDR aktuell, nutzte etwa seine Dankesrede für einen Appell an die Verantwortungsträger in den Sendern: Man solle die Reporter nicht nur zu Pressekonferenzen schicken, sondern dahin, "wo das Leben ist", so Geißler. "Denn wenn wir dieses Land erzählen, dann wird am Ende alles gut." Er selbst hatte sich in seiner MDR-Reportage "Zwischen Ausbeutung und großer Freiheit" intensiv mit Fernfahrern in Deutschland beschäftigt und ihre Geschichten erzählt.

Selbst das Toggo Radio war in diesem Jahr politisch und wurde für seine Aktionswoche zur Bundestagswahl mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet. Es war für den zu RTL gehörenden Privatsender bereits die dritte Auszeichnung innerhalb von vier Jahren - eine stolze Leistung für das Toggo Radio, das ja erst im Jahr 2020 on air gegangen ist.

Als beste Moderatorin wurde unterdessen Amy Scheske von delta radio mit dem Deutschen Radiopreis geehrt. Auch sie nutzte die Bühne für eine Botschaft. Mehr miteinander zu reden, sich stützen und mehr Menschen einen Therapieplatz geben - so die Wünsche der Moderatorin, die nach eigener Aussage selbst unter einer Angststörung leidet und von Panikattacken erzählte, die sie bereits vor dem Mikrofon erlebte. 

Ebenfalls ausgezeichnet: Freddie Schürheck und Judith Biedermann, die für das beste Interview im WDR-5-Format "Sportschau F", in dem sie "inspirierende Frauen aus dem Sport" interviewen, den Radiopreis bekamen. Das beste Informationsformat fand die für die Preisvergabe zuständige Grimme-Jury dagegen beim Privatsender ffn, der für seine "Zukunftswoche" geehrt wurde. "Bestes Musikformat" wiederum ist "Knapp dahinter", eine Mischung aus Musik und Talk, die Heiner Knapp bei RBB 88.8 präsentiert. Radio PSR erhielt für "Sing meinen Job" den Preis in der Kategorie "Bestes Entertainment".

Den Radiopreis für die beste Sendung ging an die "Hoffmann & Kollmann Radioshow" von egoFM, deren Besonderheit darin liegt, dass sie seit der Corona-Pandemie regelmäßig aus dem heimischen Wohnzimmer gesendet wird. Und dann war da natürlich auch noch die Königskategorie, die "beste Morgensendung". Die ist in diesem Jahr im Norden zu hören, genauer gesagt bei NDR2: Die langjährigen Frühaufsteher Elke Wiswedel und Jens Mahrhold setzten sich gegen die Teams der Morningshows der Privatsender BB Radio und Kiss FM durch.

Weil darüber hinaus auch noch Maren Brand als beste Newcomerin ausgezeichnet wurde, hatten unterm Strich die Privatsender beim diesjährigen Radiopreis mit insgesamt sechs Preisen knapp die Nase vorn. Eine Statistik, die an diesem Abend freilich nur eine Nebenrolle spielte, weil sich die Radiobranche einmal mehr als Ganzes feierte.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Abends

Beste Morgensendung

  • „Der NDR 2 Morgen mit Elke und Jens“ (NDR 2)
  • „Der Kaiser & Gerlinde Jänicke – Der neue Morgen für Brandenburg und Berlin“ (BB Radio) 
  • „Big Moes Morningshow“ (Kiss FM)

Bestes Entertainment

  • „Sing meinen Job!“ (Radio PSR)
  • „Der Kürbisschnitzer – Das Antenne Bayern Halloween-Hörspiel“ (Antenne Bayern) 
  • „Grau & schlau – Lebenserfahrung to go“ (N-Joy).

Beste:r Moderator:in

  • Amy Scheske (delta radio)
  • Korbinian Frenzel (Deutschlandfunk Kultur)
  • Daniela „Yella“ Köhler (planet radio)

Bestes Interview

  • „Schwerbehindert und superfit, doch der Job fehlt – Eine Stunde reden mit Martin Hassenpflug“ (Mario Neumann, Bremen Zwei)
  • „Drama am Broad Peak - Extrembergsteiger Lukas Wörle und eine unglaubliche Rettung“ (Ole und Tore Klein, Radio Tonkuhle)
  • „Sportschau F – Inspirierende Frauen aus dem Sport“ (Freddie Schürheck und Judith Biedermann, WDR 5).

Beste Programmaktion

  • „NDR Pop-up-Studio Harburg“ (NDR 90,3)
  • „100,5 macht Mittag“ (100,5 Das Hitradio.)
  • „Toggo Radio gibt dir eine Stimme! Aktionswoche zur Bundestagswahl 2025“ (Toggo Radio).

Beste Sendung

  • „Hoffmann & Kollmann Radioshow“ (egoFM)
  • „Der Energy Bremen Frühstücks-Rave“ (Energy Bremen)
  • „1001 Nacht“ (Deutschlandfunk Kultur).

Beste Reportage

  • „Zwischen Ausbeutung und großer Freiheit – Fernfahrer in Deutschland“ (MDR aktuell – Das Nachrichtenradio)
  • „Der Germanwings-Absturz – Zehn Jahre ohne euch“ (WDR 3)
  • „Knast live – Leben und Arbeiten in der JVA Remscheid“ (Radio RSG)

Beste Informationsformat

  • „Berliner Schnipsel“ (FluxFM)
  • „Die ffn Zukunftswoche – Niedersachsen in 10 Jahren“ (radio ffn)
  • „Bundestagswahl – Live aus Berlin“ (MDR Sputnik mit 1Live vom WDR und Fritz vom RBB).

Bestes Musikformat

  • Knapp daneben – Musik und Talk mit Heiner Knapp“ (RBB 88.8)
  • „Ein Stück Heimat, Pfälzer Pop-Rock und Partymusik“ (RPR1. Radio Weinstrasse)
  • „maximal Radio Hitdolmetscherin“ (maximal Radio).

Beste:r Newcomer:in

  • Max Kachur (Berliner Rundfunk 91.4)
  • Lisa-Marie Köster (SWR3)
  • Maren Brand (Antenne Thüringen)