Das Daumendrücken für Eva Schulz beim Deutschen Fernsehpreis hat diesmal zwar nicht geholfen. Doch Hannes Jakobsen empfand allein schon ihre Nominierung in der Kategorie Beste Moderation Information als Ehre, schließlich galt sie indirekt auch seiner Produktion "Deutschland, warum bist du so?". Während die Zukunft des Gesellschaftsreportage-Formats noch unklar ist, sorgen ZDF-Aufträge ansonsten dafür, dass Jakobsens Drive Beta ordentlich zu tun hat.

Das jüngste Doku-Erzeugnis der Berliner nimmt mit Blick auf 35 Jahre deutsche Einheit eine Sportart unter die Lupe, die es in der DDR schwer hatte: "Großes Tennis – Made in East Germany" widmet sich den fast vergessenen Tennis-Stars aus Ostdeutschland, einer eingeschworenen Gemeinschaft, die reichlich Mut und Ausdauer in ihren Lieblingssport investieren musste. Während die alte Bundesrepublik in den 80ern Boris Becker und Steffi Graf feierte, galt Tennis dem sonst durchaus sportbegeisterten DDR-Regime als überflüssig, weil es keine olympische Disziplin war.

Die vierteilige Dokuserie von Christoph Eder und Markus Brauckmann erzählt unter anderem die schicksalhafte Geschichte von Thomas Emmrich, dem "Boris Becker der DDR", dem Experten eine ähnliche Weltkarriere zugetraut hätten. Nach Wimbledon durfte der 46-fache DDR-Meister nie, weil die Regierung ihn anders als etwa Leichtathleten nicht ausreisen ließ. Als die Mauer fiel, war er zu alt, um durchzustarten, und musste sich mit etlichen Senioren-Welt- und Europameisterschaften begnügen.

Hannes Jakobsen © Drive Beta Hannes Jakobsen
Da es entsprechend wenig historisches TV-Material gibt, setzt "Großes Tennis" teilweise Reenactments ein – und arbeitet auch mit KI-generierten Szenen, die im Stil einer Alternate-History-Erzählung simulieren, wie ein Wimbledon-Sieg für Emmrich ausgesehen hätte. Die Serie läuft in der Reihe der "Sportstudio"-Dokus, zu denen schon "The Wagner Brothers" von Flare Film oder "FC Hollywood" von der btf gehörten.

"2025 ernten wir an mehreren Stellen, was wir über die letzten Jahre gesät haben", sagt Drive-Beta-CEO Jakobsen im Gespräch mit DWDL.de. "Neben unserer Social-Media- und Distributionsexpertise traut man uns inzwischen auch immer mehr Premium-Longform-Inhalte zu. Dass wir uns dieses Vertrauen erarbeiten konnten, freut uns sehr." In der ARD liefen zuletzt die Dokuserie "YouTube Changed My Life" und die zweite Staffel von "Bin ich schön?", für ZDFneo wurde im Sommer der Instant-Fiction-Sechsteiler "The Other Gairl" abgedreht (DWDL.de berichtete).

"Unser Anspruch war und ist, ein möglichst weit gefasstes Portfolio anzubieten – vom TikTok-Format bis zur High-End-Doku", so Jakobsen. "Dass die Öffentlich-Rechtlichen zunehmend auf Streaming als strategischen Schwerpunkt setzen, kommt uns entgegen, weil der Kern unserer Expertise in On-Demand-Inhalten liegt." Jakobsen und Co-Geschäftsführer Johannes Middelbeck hatten Drive Beta 2018 zusammen mit den dänischen Drive Studios gegründet. Deren Firmenanteile von knapp 48 Prozent gingen Anfang 2025 als eigene Anteile an die deutsche GmbH über.

"Großes Tennis – Made in East Germany", ab 19. September im ZDF-Streaming-Portal. Eine gekürzte TV-Fassung läuft am 28. September um 17:15 Uhr im ZDF.