Manchmal erfolgen Entscheidungen auf den letzten Drücker. Am kommenden Dienstag, den 30. September, hat Katrin Günther ihren letzten Arbeitstag als Programmdirektorin des RBB. Schon in den zurückliegenden Wochen war sie nur noch kommissarisch im Amt. Günther gab ihren Rücktritt im März im Zuge der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar bekannt. Mit der hatte sie zwar nicht direkt etwas zu tun, sie übernahm trotzdem die Verantwortung. Einen Tag nach ihrem letzten Arbeitstag, am 1. Oktober, tritt der Rundfunkrat der ARD-Anstalt zusammen und entscheidet über Günthers Nachfolge. 

Diese Nachfolge soll Robert Skuppin antreten, das hat RBB-Intendantin Ulrike Demmer am Freitag intern den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgeteilt. Das entsprechende Schreiben an die Belegschaft liegt DWDL.de vor. "Er hat im ausführlichen Bewerbungsverfahren mit seinen Ideen und Vorstellungen für die Programme des rbb überzeugt", schreibt Ulrike Demmer, die Skuppin als "mutigen und kreativen Programmmacher" bezeichnet, der "seine Arbeit konsequent am Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ausgerichtet" habe. Darüber hinaus verweist Demmer darauf, dass Skuppin seit mehr als 30 Jahren mit dem Sender und der Region verbunden sei. 

"Ein weiterer wichtiger Grund für meine Entscheidung war angesichts der vielen Herausforderungen, dass Robert Skuppin nicht nur den rbb, sondern auch die ARD bestens kennt - unsere Transformation wird nur in und mit der Senderfamilie gelingen", so Ulrike Demmer über ihren Wunsch-Kandidaten für die Stelle des Programmdirektors. 

Am kommenden Mittwoch müssen die Mitglieder des Rundfunkrats entscheiden, ob sie dem Personalvorschlag der Intendantin folgen. Dem Vorschlag vorausgegangen war ein Ausschreibungsprozess. Gesucht wurde dabei "eine erfahrene Führungspersönlichkeit mit ausgeprägten strategischen Fähigkeiten". In den Ausschreibungsunterlagen hieß es außerdem, dass man sich über Bewerbungen von Personen "aus der Region und/oder mit ostdeutscher Biografie" freue. 

Skuppin kann vergleichsweise schnell starten

Mit Robert Skuppin ist die Wahl nun zwar auf eine Person gefallen, die in Bayern geboren wurde - aber der Journalist kennt den RBB ziemlich gut, steht er doch schon seit vielen Jahren in den Diensten des Senders. Skuppin arbeitete einst noch bei Radio 4U des damaligen SFB, dem Vorgänger des RBB. Zusammen mit Volker Wieprecht moderierte er später auch bei Fritz und ab 1999 auch die "Morgenshow" bei Radio Eins. Zwischen 2011 und 2023 war Skuppin Programmchef bei Radio Eins, seit 2023 ist er Leiter der Hauptabteilung Kultur des RBB. 

Nun also der geplante Aufstieg, der allerdings vergleichsweise hohe Hürden hat. Am Mittwoch muss im Rundfunkrat nicht nur mindestens die Mehrheit aller formell entsandten Rundfunkratsmitglieder zustimmen, Ulrike Demmer braucht für ihren Vorschlag auch mindestens zwei Drittel der abgegebenen Stimmen. Davon, dass der Rundfunkrat Skuppin durchfallen lässt und es zu einer monatelangen Hängepartie kommt, ist eigentlich nicht auszugehen. Die öffentlich-rechtlichen Aufsichtsgremien haben in der Vergangenheit aber immer mal wieder für Überraschungen gesorgt.

Katrin Günther geht zurück an alte Wirkungsstätte

Mit der Personalie Skuppin wäre gewährleistet, dass die Leitung der Programmdirektion nach dem Rückzug von Katrin Günther schnell besetzt wird. Und das mit einem Mann, der die Abläufe im RBB nicht erst neu lernen muss. Sollte der Rundfunkrat Skuppin wählen, würde sich der Verwaltungsrast am 15. Oktober mit mit Vertrag des Neu-Direktors beschäftigen - kurz danach könnte Skuppin auch offiziell in seiner neuen Rolle starten. 

Und mittlerweile ist auch klar, wie es mit Katrin Günther nach dem kommenden Dienstag weiter geht. Dass sie dem RBB erhalten bleibt, war schon klar. In ihrem Schreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erklärt Intendantin Ulrike Demmer am Freitag auch, dass die aktuell noch amtierende Programmdirektorin in den Bereich zurückkehren wird, den sie vor ihrer Zeit als Direktorin geführt hat: die Contentbox Sport, zudem leitet sie künftig die Abteilung Digitale Entwicklung und Strategie sowie die Medienforschung und das Qualitätsmanagement. Dirk Walsdorff bleibt der Leiter des Sports.