Im Rahmen des Internationalen Fernsehfestivals "Goldenes Prag" ist am Donnerstagabend auch eine deutsche Produktion ausgezeichnet worden. Martin Groß, Regisseur des Dokumentarfilms "Jamel - Lauter Widerstand" von ARD Kultur, erhielt den Preis der Dagmar- und Václav-Havel-Stiftung aus den Händen von Dagmar Havlová, der Witwe des früheren tschechischen Präsidenten.

In ihrer Laudatio würdigte sie, dass der Film zeige, wie Menschen "Extremismus mit demokratischen Mitteln, gegenseitiger Unterstützung, Solidarität, Kultur und Kunst bekämpfen". Das Konzept des friedlichen Widerstands durch ein Musikfestival, ohne Gewaltanwendung, basiere auf demselben Prinzip wie die Samtene Revolution in Tschechien: "Ein Prinzip, das auch Václav Havel hochhielt, dessen Erbe die Stiftung bis heute bewahrt. Daraus ergibt sich eine starke Parallele und der Grund für die Verleihung des ‚Vision 97‘-Preises der Dagmar- und Václav-Havel-Stiftung."

Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte von Birgit und Horst Lohmeyer, die im rechtsextrem geprägten Dorf Jamel seit 2007 mit dem Musikfestival "Jamel rockt den Förster" ein Zeichen für Demokratie und Toleranz setzen. Durch die Unterstützung zahlreicher bekannter deutscher Bands wie Die Toten Hosen, Die Ärzte, Die Fantastischen Vier und Kraftklub hat das Festival bundesweite Aufmerksamkeit erlangt. Groß hat die Lohmeyers und ihr Festival schon seit 2015 mit der Kamera begleitet. Es ist eine Produktion der Labo M im Auftrag von ARD Kultur, NDR, SWR, BR und RBB.

"Es ist noch nicht lange her, dass unsere Länder blutig in einem Krieg gegeneinander gekämpft haben, begonnen von deutschen Faschisten und getrieben von Nationalismus und Hass. Ich empfinde es als unglaubliche Errungenschaft, dass wir uns heute als europäische Freunde aus demokratischen Ländern gegenüberstehen und empfinde Demut, dass ich in Tschechien diesen tollen Preis für einen Film über Menschen entgegennehmen darf, die sich mit Musik und Kunst den heutigen Neonazis entgegenstellen. Nie wieder ist jetzt!", sagt Regisseur Martin Groß zur Auszeichnung. 

Mehr zum Thema