Zurückhaltung in den tendenziell eher reichweitenarmen Sommermonaten, um dann mit neuem Schwung in den Herbst zu starten - das ist die übliche Vorgehensweise der TV-Sender. Die Sommerflaute fiel dabei mit Blick auf die angespannte wirtschaftliche Lage meist sogar noch etwas deutlicher aus als gewohnt. Doch es gab zuletzt einen Sender, der antizyklisch handelte: Sat.1 feuerte im Sommer überraschend ein Feuerwerk an Erstausstrahlungen ab und wurde dafür auch mit steigenden Marktanteilen belohnt.
Doch dauerhaft durchzuhalten ist das offenbar nicht, wie sich nun im September zeigt. Denn während sonst quer durch die Bank der Anteil an frischem Programm (Erstausstrahlungen oder Free-TV-Premieren) im Abendprogramm (20:15 Uhr bis Mitternacht) anstieg - und das in vielen Fällen sogar ganz erheblich, sank der Frische-Anteil bei Sat.1 im Gegenzug um 18 Prozentpunkte auf knapp unter 50 Prozent ab. Damit wurde auch der September-Wert des vergangenen Jahres klar unterschritten.
RTL und ProSieben steigerten ihren Frische-Anteil hingegen um 27 Prozentpunkte. RTL brachte das im Frische-Ranking zurück an die Spitze, ganz knapp vor dem Ersten und dem ZDF. Für ProSieben bedeutete es im Vergleich zum August mehr als eine Verdoppelung. Letztlich lag ProSieben damit nun in etwa wieder gleichauf mit Sat.1, das über die gesamten ersten neuen Monate des Jahres allerdings einen deutlich höheren Frische-Anteil (61 zu 47 Prozent) aufweisen kann.
Trotz dieses deutlichen Zuwachses zeigte ProSieben aber auch im September viel mehr Wiederholungen als im Vorjahr, damals lag der Frische-Anteil noch bei 72 Prozent. Ähnliches Bild auch bei Vox: Nachdem man im Sommer nur noch wenige Erstausstrahlungen gezeigt hatte, zog der Frische-Anteil im September zwar um 17 Prozentpunkte an, trotzdem betrug er nur 43 Prozent und nicht 56 Prozent wie im September des Vorjahres. Kabel Eins wiederum legte sowohl im Vormonats- als auch im Vorjahresvergleich deutlich zu, blieb aber trotzdem am Ende des Rankings.
Frische-Index-Verlauf bis September 2025
dwdl.de/zahlenzentrale
FIX-Punkte September 2025 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum September 2024 |
Jahresschnitt '25 (vs 01-09/24) |
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RTL | 86 von 100 | +27 | -7 | 82 (+0) |
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Das Erste | 84 von 100 | +24 | -2 | 77 (-5) |
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ZDF | 84 von 100 | +17 | +0 | 82 (+0) |
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ProSieben | 50 von 100 | +27 | -22 | 47 (-4) |
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Sat.1 | 49 von 100 | -18 | -13 | 61 (+9) |
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VOX | 43 von 100 | +17 | -13 | 36 (-4) |
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RTLzwei | 37 von 100 | +3 | +1 | 35 (+4) |
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kabel eins | 32 von 100 | +7 | +7 | 23 (+0) |
Wie wir die Daten erheben und was sie aussagen
Wir werten Monat für Monat das Programm der acht großen Vollprogramme zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht aus und ermitteln den Anteil an "frischem Programm", wozu wir Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren rechnen. Sendungen, die vorab gestreamt werden konnten, gelten hier ebenfalls als "frisches Programm". Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird.
Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung.