"Ich weiß, was der RBB kann - und ich möchte, dass das von außen auch wieder gesehen und geschätzt wird." Derzeit würden die programmlichen Anstrengungen "weder intern noch extern ausreichend gewürdigt". Die meisten Diskussionen über den RBB aber auch innerhalb des RBB würden nicht ums Programm, sondern um andere Probleme kreisen. "Wir alle trinken jeden Tag einen toxischen Cocktail der RBB-Probleme", beschrieb Robert Skuppin die Situation, in der der RBB seit dem Schlesinger-Skandal steckt.
Dabei sei man "total erfolgreich". Tatsächlich sind die Marktanteile des RBB Fernsehens zuletzt gestiegen - und während der Sender Vergleich der ARD-Dritten lange Zeit auf dem letzten oder vorletzten Platz lag, hat man HR und SWR inzwischen weit hinter sich gelassen und lag zuletzt beim Marktanteil nicht weit hinter dem WDR. Stolz zeigte sich Skuppin aber vor allem mit Blick aufs Abschneiden der RBB-Radiosender, die in sich in einem ungleich härteren Konkurrenzumfeld bewegen würden als andere. Gelungen sei das alles trotz der Probleme der letzten Jahre, trotz immer neuer Spar-Runden. "Wir haben verdammt gute Produkte, aber ein fatales Image", so Skuppin.
Geht es nach ihm, dann hakt es beim RBB also derzeit nicht zuletzt an der Kommunikation der Erfolge. "Wir müssen viel mehr über unser gutes Programm sprechen. Wie soll sonst Begeisterung entstehen?" Dazu müssten auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst begeistert sein. "Ich will mit Lust und Freude innovative Formate machen, die dann auch gefeiert werden - und nicht mit einem Dank per Standard-Protokoll-Eintrag". Den eigenen Leuten müsse man wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen.
Programmlich also alles eigentlich bestens also beim RBB, nur keiner bekommt's mit? Man konnte beim zupackenden und optimistischen Vortrag Robert Skuppins kurz diesen Eindruck gewinnen, er räumte dann aber im zweiten Teil doch noch ein, dass der RBB trotzdem programmlich viele Baustellen habe. "Wir brauchen eine Event-Strategie, eine Dialog-Strategie, eine Digitalstrategie und eine Jugendstrategie. Und vor allem brauchen wir Innovationen, Innovationen, Innovationen."
Allzu sehr ins Detail ging Skuppin bei seiner Bewerbungsrede vor dem Rundfunkrat diesbezüglich nicht. Hinsichtlich der Dialog-Strategie kündigte er an, besser mit den Leuten in Berlin und Brandenburg ins Gespräch kommen zu wollen. Konkret möchte er ein regelmäßiges Dialogformat auch im linearen Fernsehen etablieren. Zur Event-Strategie kündigte er an, das "Haus des Rundfunks" in Berlin stärker öffnen zu wollen. Der RBB solle ein "Programm zum Anfassen" bieten, etwa auch mit Konzerten, Lesungen und Festivals. Auch in Brandenburg wolle man mehr Events machen, Skuppin sprach etwa über Pläne für einen "Lausitz-Triathlon".
Hinsichtlich der Digital- und Jugendstrategie war wenig mehr zu hören als die Herausforderung, relevante Digitalformate zu entwickeln und auch junge Menschen wieder erreichen zu müssen, was immer seltener gelinge. Dazu wolle er stärker den Standortvorteil des RBB ausnutzen, um den ihn laut Skuppin alle anderen ARD-Anstalten beneiden würden. "Hier ist Politik, Kultur und Unterhaltung zu Hause. Wir müssen die Geschichten, die auf der Straße passieren, nur einsammeln." Generell wolle er mehr Innovationen und experimentierfreudiger im Programm werden.
Das im Vorfeld bekannt gewordene Schreiben des RBB-Redaktionsausschusses an den Rundfunkrat, in dem sich dieser kritisch zur Wahl Skuppins äußerte, thematisierte er dabei zunächst nicht. In dem Schreiben wird zum Einen darauf abgestellt, dass es problematisch sei, dass Skuppin eine Freundschaft mit RBB-Intendantin Demmer pflege. Dadurch sehe man die "Unabhängigkeit und Objektivität von Entscheidungen und Beschlüssen innerhalb der Geschäftsführung" in Gefahr, zumal diese künftig nur noch aus drei Personen bestehen soll.
Zudem stellt man auf zwei angebliche Compliance-Fälle ab: Dabei ging es einmal darum, dass seine Frau in der gleichen Hauptabteilung arbeitete wie er - was der Sender nicht als Compliance-Fall eingestuft hatte. Zum anderen hatte es in der Vergangenheit Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen eine Radio-Managerin gegeben. Im Rahmen wird Skuppin vorgeworfen, seine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern nicht ausreichend wahrgenommen zu haben.
Auch der Personalrat sprach sich gegen Skuppin aus, der zwar viele Erfolge in der Vergangenheit habe, aber "nicht für eine moderne Zukunft stehe". Vor allem wird sein Führungsstil kritisiert. Er habe mehrfach dafür gesorgt, "dass Menschen weinend die Mitarbeitendenvertretungen anrufen, weil sie sich nicht nur persönlich, sondern auch ihre Arbeit in großer Bedrängnis sehen."
Diese Themen wurden erwartungsgemäß in der folgenden Fragerunde angesprochen. RBB-Intendantin Ulrike Demmer bestritt die Freundschaft mit Robert Skuppin nicht, betonte aber: "Ich habe ihn nicht vorgeschlagen, weil ich mit ihm befreundet bin, sondern trotz der Freundschaft." Dabei sei sogar hilfreich, dass die beiden ein Vertrauensverhältnis hätten. Wie die Diskussion weiter ging, lässt sich leider nicht nachvollziehen, da im weiteren Verlauf die Öffentlichkeit mit Verweis auf möglicherweise berührte Persönlichkeitsrechte aus der Sitzung ausgeschlossen wurde. Robert Skuppin dürfte dann jedenfalls doch wieder mehr über Probleme abseits des Programms gesprochen haben, als ihm lieb ist.
Zu Beginn hatte Ulrike Demmer über Robert Skuppin gesagt: "Er steht für Umsetzungskraft, Kreativität, Klarheit und Mut." Mit seinem Mut schaffe er Räume, in denen sich Innovation entwickeln könne, damit der RBB sich neu erfinden könne. Demmer weiter: "Ist Robert Skuppin umstritten? Ja. Mit seiner Freude, Entscheidungen zu treffen, eckt er an. Er trägt das Herz auf der Zunge, er ist oft unbequem, auch für mich. Aber braucht der Sender ihn? Ja."