Nachdem die großen Streamingdienste Werbung auf ihren Plattformen lange kategorisch ausgeschlossen hatten, bieten inzwischen alle wichtigen Anbieter entsprechende Abo-Modelle. Im vergangenen Jahr ist auch bei RTL+ der sogenannte Basic-Tarif eingeführt worden, der kostet nur 5,99 Euro im Monat und beinhaltet nicht nur Pre-Rolls, sondern auch Werbeunterbrechungen. Den Kundinnen und Kunden macht das offenbar nichts aus - das legen zumindest Aussagen von Thomas Rabe, Chef von Bertelsmann und der RTL Group, in einem Interview mit "Worldscreen" nahe. 

Der Tarif sei von den Abonnentinnen und Abonnenten gut angenommen worden, so Rabe. Das Modell habe auch keine Auswirkungen auf die Abwanderungsraten gehabt, zudem sei der Umsatz pro Kunde um 25 Prozent gestiegen. "Das lineare Fernsehen wird weiterhin unter Druck stehen – und mit ihm die lineare Fernsehwerbung. Deutschland ist davon stärker betroffen als andere europäische Märkte", so Rabe, der im Zuge dessen auch noch einmal die Wichtigkeit von Werbung im Streaming betont. 

"Werbung im Streaming gewinnt an Bedeutung und Akzeptanz bei den Kunden", sagt Rabe. Um die Monetarisierung von Werbung in diesem Bereich weiter auszubauen, sei eine Steigerung der Sehzeiten erforderlich. Rabe verweist in dem Interview auch noch einmal auf die Geschäftszahlen: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Streaming-Umsätze der RTL Group um 27 Prozent (DWDL.de berichtete).

Mit "Worldscreen" sprach der Chef von Bertelsmann und RTL Group unter anderem auch über die anstehende Übernahme von Sky Deutschland durch RTL, Künstliche Intelligenz ist in dem Interview ebenfalls ein Thema. Aber auch die Dominanz von YouTube beschäftigt Thomas Rabe. Neben anderen global agierenden Tech-Riesen und Streaminganbietern sei die Videoplattform "einer der größten Konkurrenten der RTL Group", räumt Rabe ein. 

Rabe beschreibt den eigenen Ansatz im Umgang mit YouTube so: Man wolle die Plattform nutzen, wenn sie einen Mehrwert biete. Gleichzeitig investiere man in eigene Dienste und Inhalte. "Anstatt direkt zu konkurrieren, nutzen wir YouTube strategisch, um die Reichweite und Monetarisierung unserer Inhalte zu erweitern und für Werbezwecke." Fremantle sei mit "Milliarden von monatlichen Aufrufen" einer der größten Produzenten auf YouTube. 

Rabe verweist auch auf eine neue Windowing-Strategie von RTL Deutschland für bestimmte Inhalte. So sind in diesem Jahr acht YouTube-Kanäle live gegangen, der erfolgreichste sei der rund um "Alarm für Cobra 11" gewesen. Hier veröffentlicht man sei rund drei Monaten ganze Folgen, um sich so neue Einnahmequellen zu erschließen. "Auf dieser Dynamik aufbauend sind für 2025 sechs weitere Kanäle geplant, wobei die Expansion 2026 fortgesetzt wird", sagt Rabe. Wie wichtig YouTube inzwischen für die klassische TV-Welt ist, zeigt sich wohl auch in der Tatsache, dass die Videoplattform in wenigen Tagen erstmals groß auf der MIPCOM vertreten sein wird (DWDL.de berichtete).