Ein Jahr ist es her, dass Matthias Heinze auf den Medientagen München den Deutschland-Launch von Max ankündigte. Wie schnell der Wandel der Branche derzeit ist, zeigt sich schon alleine in der Tatsache, dass der Streamingdienst bereits umbenannt wurde, obwohl er hierzulande noch nicht mal an den Start gegangen ist. Als Nachteil empfindet es Heinze, SVP Commercial und Manging Director bei Warner Bros. Discovery, allerdings nicht, dass der Streamer – wie inzwischen auch wieder in den USA – nun auf den Namen HBO Max hören soll, wie er jetzt deutlich machte.
Dazu passt dann auch, dass Heinze "HBO-Fans" als Kernzielgruppe auserkoren hat, wie er am Mittwoch bei seinem neuerlichen Besuch auf den Medientagen sagte. "Wir wollen nicht der Gemischtwarenladen für jeden sein, sondern zielen auf die Kernzielgruppe", sagte er, wollte den konkreten Launch-Termin aber noch immer nicht verraten. Nur so viel: Anfang 2026 soll es losgehen – dann auch mit einem werbefinanzierten Angebot, das als Einstiegstarif gedacht ist. "Wir werden das Rad nicht neu erfinden", sagte Heinze mit Blick auf die Preisstruktur der Konkurrenz, die in den vergangenen Jahren zunehmend die Werbung für sich entdeckt hat.
Dass Warner Bros. Discovery derzeit mal wieder inmitten einer großen Umstrukturierung steht, die auch einen möglichen Verkauf umfasst, stört den WBD-Manager indes nicht. "Wir sind gut beraten, uns auf die Sachen zu fokussieren, die wir kontrollieren können", betonte Matthias Heinze und verwies auch darauf, dass man ganz nebenbei zusammen mit RTLzwei auch noch dabei sei, ein Joint-Venture im Werbemarkt aufzubauen. "Wir verschwenden nicht allzu viel Aufmerksamkeit für Sachen, die um uns herum passieren", so Heinze auf dem VAUNET-Panel im Gespräch mit DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath.
Ohnehin mangelt es auf dem deutschen TV- und Streaming-Markt aktuell nicht an Herausforderungen. Da wäre etwa die Debatte um eine Investitionsverpflichtung für die internationalen Streamer, die – wenn man den Worten von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer – glauben kann, näherrückt. "Ich glaube, da können wir in den nächsten Tagen auch gute Nachrichten verbreiten", ließ Weimer schon am Vormittag beim Eröffnungsgipfel durchblicken (DWDL.de berichtete). Eun-Kyung Park, Country Manager & Senior Vice President bei Walt Disney, unterstrich nun noch einmal ihre kritische Haltung, die sie bereits im Vorfeld der Medientage im DWDL.de-Interview geäußert hatte. Schon jetzt sei Deutschland "in einer schwierigeren Situation als andere Märkte", sagte sie. Daher werde man "immer dahingehen, wo die Förderung besser ist".

Kritisch sieht auch Matthias Heinze die Investitionsverpflichtung. Zwar beteuerte er, dass lokale Inhalte bei HBO Max eine wichtige Rolle spielen sollen. Eine solche Verpflichtung sei jedoch "die Einführung neuer Bürokratie", während die Regierung doch eigentlich Bürokratie abbauen wollte. Zugleich pflichtete er seiner Disney-Kollegin bei. Länder wie Spanien, Ungarn, Tschechien oder Großbritannien würden mit Blick auf das Anreizmodell "einen besseren Job" machen als Deutschland.
Dass auch die deutschen Anbieter vor Herausforderungen stehen, wurde auf dem Panel ebenfalls deutlich. Henning Nieslony etwa, Chief Streaming Officer von RTL Deutschland, befindet sich mit Blick auf den noch nicht genehmigten Sky-Deal in Wartestellung. "Wir hoffen, dass alles gut geht", sagte er. Das Ziel, RTL+ im kommenden Jahr rentabel zu machen, ändere sich dadurch nicht, gab Nieslony zugleich zu Protokoll und beteuerte: "Wir sind absolut auf Kurs." Seine Noch-nicht-ganz-Kollegin Evelyn Rothblum, Chief Transformation Officer bei Sky, trommelte derweil für neue Partnerschaften.
Und dann war da auch noch Nicole Agudo Berbel, Geschäftsführerin und Chief Distribution Officer der Seven.One Media und Seven.One Entertainment Group. Sie kam zu den Medientagen am Tag, nachdem der gesamte ProSiebenSat.1-Vorstand gehen musste. Und auch wenn über der Zukunft des Konzerns derzeit viele Fragezeichen hängen, wähnt sie die Streaming-Strategie von ProSiebenSat.1 "auf dem richtigen Weg", schließlich sei man mit Joyn – anders als die meisten Konkurrenten – von Anfang an schwerpunktmäßig werbefinanziert gewesen.