In der vergangenen Woche hatte bereits die Produktionsallianz gegen die Pläne von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer mobil gemacht und die Kampagne "Broken Promises? - Gebrochene Versprechen?" an den Start gebracht. Hintergrund ist die Frage, wie man internationale Streamingdienste dazu bringen kann, einen größeren Anteil ihrer hierzulande erzielten Einnahmen auch wieder in deutsche Produktionen zu reinvestieren. Die Regierung hatte im Koalitionsvertrag dazu eigentlich festgelegt, eine schon unter der Ampel geplante aber nicht realisierte gesetzliche Investitionsverpflichtung an den Start zu bringen.
Davon ist Kulturstaatsminister Wolfram Weimer inzwischen allerdings abgerückt und will offenbar lieber auf Selbstverpflichtungserklärungen der Anbieter setzen. Das hält nicht nur die Produktionsallianz nicht für ausreichend, am Montag veröffentlichten nun 32 Verbände der Filmbranche gemeinsam einen Appell unter der Überschrift "Gesetz statt Ausverkauf".
Darin heißt es: "Freiwillige Absichtserklärungen reichen nicht aus, um dauerhaft Planungssicherheit und faire Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur mit einem gesetzlich verankerten Rechterückbehalt und klar definierten und überprüfbaren Vorgaben, die Investitionen auslösen, die bei den Kreativen ankommen, kann der Produktionsstandort Deutschland nachhaltig zukunftssicher gemacht werden." Zwar sei etwa die Erhöhung der jurybasierten Filmförderung und die Aufstockung von DFFF/GMPF "erste Schritte, um Deutschland als Filmland wieder wettbewerbsfähig zu machen", ohne die Investitionsverpflichtung sei "das Fördersystem aber nicht tragfähig".
Absender des gemeinsamen Appels sind Assistant Directors Union, AG Animationsfilm, AG DOK – Berufsverband Dokumentarfilm, AG Filmfestival, AG Verleih, Die Audiovisuellen Übersetzer*innen, Bundesverband Schauspiel, Bundesverband Filmschnitt Editor, Bundesverband Aufnahmeleitung, Bundesverband Beleuchtung u. Kamerabühne, Bundesverband Casting, Berufsvereinigung Filmton, Berufsverband Kinematografie, Bundesverband Regie, Changemakers.film, Deutsche Akademie für Fernsehen, Deutscher Drehbuchverband, Deutsche Filmkomponist:innenunion, Deutsche Filmakademie, Filmtonfrauen, Filmverband Südwest, German Stunt Association, Interessenverband Deutsches Schauspiel, Initiative Fair Film, Produktionsallianz, PROG Producers of Germany, ProQuote Film, Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater, Verband deutscher Filmexporteure, Vielfalt im Film, Freie Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden sowie der Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild.
Eine andere Haltung vertritt hingegen der Verband technischer Betriebe für Film und Fernsehen VTFF. Dessen Geschäftsführer Achim Rohnke weist darauf hin, dass eine gesetzliche Investitionsverpflichtung nach EU-Recht nur Produktionsumsatz irgendwo in Europa schaffen werde, nicht aber unbedingt in Deutschland. "Das liegt überhaupt nicht im Interesse der technisch-kreativen Dienstleister. HIER stehen unsere Studios und Virtual Production Units, HIER werden Postproduktions- und VFX-Suiten betrieben, HIER sind die Rentals." Dies könne aus VTFF-Sicht mit Selbstverpflichtungen von Sendern und Streamern besser gelöst werden. Rohnke kritisiert in dem Zusammenhang auch ARD und ZDF, die immer mehr ihrer Produktionen außerhalb Deutschlands realisieren lassen. Einig ist man sich aber mit den übrigen Verbänden in Einem: Die Entscheidung eilt.
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