Die Filmakademie Baden-Württemberg und Beta Film haben ein strategisches Rahmenabkommen über eine Zusammenarbeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Virtuelle Produktion und innovativer Ausbildungsformate geschlossen. Ziel ist es, neue Produktionsprozesse zu erproben – und den Umgang mit KI in der Branche nicht nur zu begleiten, sondern aktiv mitzugestalten.
Dass dieser Schritt notwendig ist, steht für Filmakademie-Direktor Andreas Bareiß, der sein Amt vor rund einem halben Jahr angetreten hat, außer Frage. Die Branche befinde sich "in einem tiefgreifenden Wandel", sagt er – vor allem mit Blick auf KI. "Bei Veränderungen gibt es immer den gleichen Bogen: Zuerst leugnet man es, dann geht man in den Widerstand und irgendwann akzeptiert man den Wandel – und da kann’s dann konstruktiv werden. Ich glaube, genau an diesem Punkt der Kurve sind wir jetzt."
Beta-Produzent Jan Wünschmann sieht das ähnlich. "Berührungsängste kann man sich heute kaum noch leisten, zumal die Neugier bei den meisten mittlerweile klar überwiegt. Viele in der Branche beschäftigen sich intensiv mit dem Thema – aber keiner weiß genau, wo die Reise hingeht." Gerade deshalb wollen beide Seiten die Entwicklung nicht passiv beobachten. Der Schulterschluss mit der Filmakademie sei, so Wünschmann, "eine Chance, neue Technologien gemeinsam auszuloten" - und zwar unter Bedingungen, die Raum für Experimentierfreude lassen.
Für Bareiß ist das Teil der DNA der Akademie: "Wir sind das kreative Biotop. Wir haben die besten kreativen Köpfe – und bei uns haben sie den Raum und die Zeit, sich damit zu befassen und sich auszuprobieren, was später, wenn man im Hamsterrad hängt, nicht mehr so uneingeschränkt der Fall ist." Gleichzeitig soll die Kooperation aber nicht im akademischen Raum bleiben. Bareiß sagt: "Der Ansatz in Ludwigsburg war schon immer, dass wir kein Elfenbeinturm sind." Jan Wünschmann: "Wir können die Studierenden ganz nah an Produktionen heranführen, die unter realen Marktbedingungen entstehen – und ihnen die Möglichkeit geben, dabei mitzumachen und daran zu lernen."
Drei Säulen der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit basiert dabei auf drei Säulen: Zum Einen geht es um den Ausbau einer Virtual-Production-Infrastruktur auf dem Ludwigsburger Campus, wo neue Methoden der virtuellen Produktion erprobt und gezielt geschult werden sollen. Säule 2 ist die Errichtung eines gemeinsamen Incubation & Innovation Hubs. Geplant ist eine virtuelle Plattform zur Erprobung und Entwicklung von KI-Produktions-Workflows, die zum einen als Transfer-Stelle zwischen angewandter Forschung, Lehre und Marktproduktionen dienen soll, und zum anderen als Keimzelle für Startup-Initiativen junger Talente und Industriepartner angelegt ist.
Die dritte Säule bilden neu strukturierte Aus- und Weiterbildungsangebote unter besonderer Berücksichtigung KI-relevanter Kompetenzen und des bewussten Einsatzes von KI-Anewendungen. Dazu zählt ab Februar 2026 die Vertiefung „Creative Series Producing“, in der KI-gestützte Entwicklungsmethoden, Datenanalyse und Audience Development zum Curriculum gehören. Ein "KI-Micro-Drama-Lab" soll dabei helfen, neue Erzählformen praktisch auszuprobieren.
Dass Beta Film das Projekt auch finanziell unterstützt, sei zwar Teil der Vereinbarung, aber nicht deren Schwerpunkt. Wünschmann formuliert es so: "Uns interessiert: Was passiert morgen im Bewegtbildbereich? Wir glauben weiter an Geschichten. Wir glauben, dass das Kreative weiter vom Mensch kommen wird. Aber KI wird ein unterstützendes Element sein, das durch die gesamte Wertschöpfungskette geht, von der Entwicklung bis zur Distribution. Zusammen wollen wir auf diesem neuen Spielfeld der Innovation vorne mit dabei sein und es mitgestalten."
Die Entscheidung der Filmakademie Ludwigsburg auf einen Partner aus Deutschland zu setzen, will Andreas Bareiß dabei als bewusste Entscheidung verstanden wissen: "Wir wollen das ethisch fundiert aufstellen", sagt er mit Blick auf viele rechtliche und ethische Fragestellungen, die sich beim Thema KI ergeben. "Wenn man rechtlich komplett auf Nummer Sicher geht, wird man sich abhängen von Innovationen. Aber es ist nicht erforderlich, ethisch und rechtlich beliebig zu sein", ist Bareiß überzeugt.
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