Bild: SWR/Rafael KrötzAls Harald Schmidt der ARD Oliver Pocher als neuen Co-Moderator vor die Nase setzte, blieb es ruhig, erstaunlich ruhig in der großen ARD, in der sich sonst eigentlich immer Bedenkenträger gegen alles und jeden finden, weil sich viele dort doch schließlich auch für so wichtig halten und das gerne demonstrieren würden. Doch man hörte zunächst so gut wie nichts - die meisten kannten Oliver Pocher wohl noch nicht einmal. Doch schon damals war klar: Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis die erste Aufregung hochkocht.

Und "Schmidt & Pocher" brauchten dafür tatsächlich erstaunlich wenig Zeit: Schon nach wenigen Minuten der ersten Sendung platzte dem ersten ARD-Oberen offenbar der Kragen, wie jetzt bekannt wurde. SWR-Intendant Peter Boudgoust (Foto) hat eine "unglaubliche Geschmacklosigkeit" gleich in der ersten Sendung ausgemacht, wie die "Stuttgarter Nachrichten" in ihrer Samstagsausgabe berichtet.

Stein des Anstoßes: Das "Nazometer", mit dem Harald Schmidt und Oliver Pocher Begriffe auf ihre Grenzwertigkeit testeten, offensichtlich im Hinblick auf den Auf- und Abtritt von Eva Herman bei Johannes B. Kerner einige Tage zuvor. Oliver Pocher berichtete währenddessen, er habe zuhause einen "Gasherd" - und das Gerät schlug aus. Ebenso wenig später, als er vom "Duschen" sprach. Peter Boudgoust gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten": "Ein solches lustvolles Überschreiten von Grenzen darf es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht geben." Nicht nur Autobahn geht gar nicht, auch Gasherd und Duschen offenbar nicht - selbst wenn es sich um eine von der ARD selbst als Satire ausgezeichnete Sendung handelt.


Foto: ARD/Marco GrobDie Vertreter im Landesrundfunkrat waren sich einig. Es sei nicht hinnehmbar, dass ein gebührenfinanzierter Sender auf diese Weise mit der Nazi-Ideologie seine Späße mache, so der Vertreter der israelitischen Religionsgemeinschaft in dem Gremium. Der Vertreter der Katholischen Kirche bezeichnete das ganze als "Vorgang, der so nicht passieren darf", der Vorsitzende des Landesrundfunkrates Bäuerle zeigt sich "bestürzt" und Rainer Brechtken, der für die Sportverbände im Aufsichtsgremium sitzt, sagt gar: "So eine Sendung schaue ich mir nie wieder an." Der SWR-Landesrundfunkrat hat Peter Boudgoust nun beauftragt, den "Vorfall" beim nächsten Treffen der Intendanten, das am 19. und 20. November stattfindet, auf die Tagesordnung zu bringen. Diese "unglaubliche Geschmacklosigkeit" müsse thematisiert werden, sagte Boudgoust den "Stuttgarter Nachrichten".

Doch welche Konsequenzen sollen die Intendanten nun beschließen? Einen Maulkorb für Harald Schmidt und Oliver Pocher? Kaum anzunehmen, dass sie sich diesen anlegen lassen würden. Im DWDL.de-Interview sagte Oliver Pocher kurz vor dem Start der Sendung: "Ich habe eine klare Vorstellung von dem, was ich machen möchte und von dem, was ich zukünftig noch gerne umsetzen will. Wenn das mit der ARD funktionieren sollte, toll. Wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert, ist doch nur spannend, wer als erstes die Konsequenzen zieht." Dass die ARD Konsequenzen ziehen wird, ist aber vorerst nicht zu erwarten.

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Dafür verspricht nicht nur die Sendung weiter für Unterhaltung zu sorgen, sondern auch die in ARD-Kreisen scheinbar unvermeidliche Entrüstung darüber im Anschluss. Irgendwer wird sich bei den vielen Amtsträgern in der ARD schon finden, dem auch in künftigen Sendungen irgendetwas sauer aufstoßen wird - und der das dann an die große Glocke hängt. Schließlich ist das gut für die Ego-Pflege, und davon hat man in der ARD genug. Spannend wird auch, ob und wie Harald Schmidt und Oliver Pocher darauf reagieren werden. Schließlich drohte Pocher schon im DWDL.de-Interview: "Alle, die sich über die Presse zu Wort melden, sollten bedenken, dass wir jeden Donnerstag das größere Forum haben um zu kontern."