Fest steht seit Mittwochabend nur eines: 9Live wird es in seiner bisherigen Form nur noch bis Ende des Monats geben. Der Live-Betrieb und damit das Call-TV-Geschäft wird am 31. Mai eingestellt, nachdem die Erlöse zuletzt immer weiter eingebrochen waren. 9,2 Millionen Euro setzte 9Live im ersten Quartal nur noch um, über ein Drittel weniger als noch ein Jahr zuvor. Nachdem sich ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling schon seit langem unzufrieden mit den Perspektiven des Senders zeigte, zog er angesichts dieser Zahlen nun den Schlussstrich.

Doch alle weiteren Fragen bleiben vorerst offen. Auch am Tag nach der Entscheidung gab es auf die meisten Fragen von ProSiebenSat.1 keine Antworten. Offiziell will man 9Live auch über den 31. Mai hinaus weiter betreiben und es voraussichtlich kostengünstig mit deutscher Fiction aus den eigenen Archiven bespielen. Dass das keine Dauerlösung ist, liegt auf der Hand. Vor allem dürfte es bei dieser Verlegenheitsentscheidung darum gehen, die Lizenz des Senders zu erhalten - und damit auch eines seiner wertvollsten Assets: den analogen Kabelplatz.

Wie es mit den Mitarbeitern weiter geht, ist ebenfalls noch unklar. 60 Stellen zählt 9Live, Gespräche wird man mit den Betroffenen nun in den kommenden Tagen und Wochen suchen. Viele sollen an anderen Stellen im Konzern unterkommen, heißt es bei ProSiebenSat.1. Ganz ohne Personalabbau wird die Einstellung des Live-Betriebs bei 9Live aber sicher nicht vonstatten gehen.

Kurz nach der Ankündigung nahmen es die 9Live-Mitarbeiter jedenfalls erst einmal mit Galgenhumor. So wurde im Programm am Mittwochabend zeitweise ein Countdown bis zum Ende des Live-Betriebs eingeblendet. Alida Kurras freute sich vor der Kamera, dass noch alle von ihrem Team da seien, Marc Wagner fragte nach, ob der Name 9Live eigentlich etwas mit 9 Jahren zu tun habe. Der Sender hätte im September seinen zehnten Geburtstag gefeiert, wird ihn zumindest in der bisherigen  Form aber nicht mehr erleben.

Auch wer den Sender künftig führen soll oder ob man ihn in die ProSiebenSat.1 TV Deutschland umsiedelt - schließlich muss man sich künftig ausgiebig an deren Archiv bedienen - ist nicht bekannt. Vorerst bleibt in jedem Fall erst einmal Ralf Bartoleit Geschäftsführer. Vielleicht stellt sich die Frage nach einer neuen Führung für 9Live, das übrigens trotz des Verlusts des Live-Charakters aktuell nicht umbenannt werden soll, aber auch gar nicht.

Denn als naheliegendste Variante steht noch immer im Raum, dass der Frauensender Sixx den Platz im analogen Kabel übernehmen und damit seine technische Reichweite sprunghaft ausbauen könnte. Denn ganz unabhängig von der ganzen 9Live-Frage bekräftigte man bei ProSiebenSat.1 erneut, dass man für den Sender Wachstumspotential sieht und bis Jahresende einen Marktanteil von 0,5 Prozent erreichen will. Gelingen soll das unter anderem auch durch einen Ausbau der Verbreitungswege. Doch selbst wenn ProSiebenSat.1 das plant: Ganz so einfach ist die Übertragung des analogen Kabelplatzes von 9Live auf Sixx nicht. Mitzureden haben da Medienwächter wie Netzbetreiber. Auch das könnte ein Grund sein, wieso man am Donnerstag erst einmal keine klare Perspektive für 9Live aufzeigen konnte.