Etwas überraschend hat MDR-Intendant Udo Reiter vor wenigen Tagen seinen Abschied angekündigt (DWDL.de berichtete). In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" machte Reiter nun deutlich, sein Vorhaben ursprünglich bereits früher bekanntgeben zu wollen. "Ich wollte es eigentlich schon im Januar verkünden. Aber dann kam die Kinderkanal-Geschichte dazwischen."

In einer solchen Phase gehe man nicht von der Kommandobrücke, sagte Reiter. "Das wollte ich erst noch aufräumen. Und das ist in der Zwischenzeit passiert." Dass man nun denken könnte, der Betrugsskandal beim Kika habe ihm den Rest gegeben, kann Reiter allerdings ganz offensichtlich wegstecken - so sensibel sei er nicht, betonte der scheidende MDR-Intendant. "Es ist kein krönender Abschluss, das gebe ich zu, aber der Kinderkanal kommt jetzt wieder in ruhigeres Fahrwasser, diese Krise ist für den MDR überstanden."

Dass es ihn vor 20 Jahren vom Bayerischen Rundfunk zum MDR zog, betrachtet er heute als "unglaubliche Chance". "Ich hatte die Möglichkeit, als noch relativ junger Mann einen ganzen Sender aufzubauen. Das ist ein seltener Glücksfall", sagte Reiter der "FAZ". "Als ich zum Bayerischen Rundfunk kam, das stand der fertig da, da konnte man allenfalls noch hinter dem Komma etwas ändern. Beim MDR war noch gar nichts da, da war ich sozusagen der Urknall. Und so ein Schöpfungsakt ist schon etwas ganz Besonderes." Man bräuchte heute drei ARD-Hauptversammlungen für all das, was damals in fünf Minuten am Hauseingang entschieden worden sei.

Dennoch war die Pionierzeit zu Beginn der 90er Jahre auch mit so manchem Risiko verbunden, gibt Reiter heute zu. "Wir haben damals festgestellt, dass die Geldmittel, die uns zur Verfügung standen, gerade für den halben Aufbau reichen würden. Daher sind wir mit diesem Geld, der berühmten Anschubfinanzierung, an die Börse gegangen." Dank des Börsenbooms habe man das Geld innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt und damit den Sender schuldenfrei aufgebaut. Heute sagt Reiter dazu: "Das war am Rande der Legalität. Ich habe damals zum Glück nicht gewusst, dass man mit öffentlichem Geld nicht in diesem Ausmaß an der Börse spekulieren darf. Wir haben knapp 3 Millionen verloren, aber in der Summe fast 600 Millionen gewonnen."