Um 17.34 Uhr erhielten wir eine SMS mit der ominösen Ankündigung "Bleibt besser in Reichweite des Rechners" aus bekannter Quelle. Angesichts der vielfach erwarteten Zusage von Hape Kerkeling schien dieser Samstagabend also endlich Antworten zu liefern. Doch es kam ganz anders: Die "Wetten, dass..?"-Sendung aus Leipzig wirft im Gegenteil noch mehr Fragen auf. Denn um 22.10 Uhr beantwortete Hape Kerkeling neben Thomas Gottschalk auf dem Sofa sitzend die Frage aller Fragen des deutschen TV-Jahres 2011 mit einer deutlichen Absage. Hape Kerkeling wird "Wetten, dass..?" nicht übernehmen. Dabei begann die "Wetten, dass..?"-Sendung am Samstag so humorig mit Hape Kerkeling als Horst Schlämmer, der für Thomas Gottschalk die Sendung übernehme. Doch nach den anfänglichen Scherzen wurde es später bei Kerkelings Absage still in der Halle. Weil die Presse seit Monaten die Erwartungshaltung geschürt hat, schien eine Absage kaum mehr wahrscheinlich. So zumindest bekräftigten sich die Medien zuletzt gegenseitig. Doch Kerkeling zog die Notbremse und begründete seine Entscheidung im Gespräch mit Gottschalk.

 

 

"Würden Sie die Nachfolge für Herrn Gottschalk auf dieser Bank annehmen? Werden Sie in Zukunft ,Wetten, dass..?‘ moderieren? Wenn ja, weiß ich nicht warum. Wenn nein, sags mir", fragte der Altmeister der Samstagabendunterhaltung und bekam von Kerkeling die Antwort: "Thomas, die Antwort ist ganz kurz: Nein, ich möchte nicht. Die etwas längere Antwort ist: Nein, ich werde es nicht machen." Und weiter erklärte Kerkeling in der Sendung: "Natürlich ist das sehr schmeichelnd, was alles durch die Presse gegangen ist. Dass gefühlte 198 Prozent der Fernsehzuschauer sich das vorstellen können. Aber nichtsdestotrotz - ich mache viele unterschiedliche Projekte. Ich will wieder Filme machen; ich bin dabei ein Buch zu schreiben; ich möchte noch eine Dokumentarreihe machen. Und all das könnte ich dann wahrscheinlich nicht mehr tun. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass ich sage, ich möchte lieber diese Vielfalt bedienen."

Thomas Gottschalk kommentierte Kerkelings Erklärung mit verständnisvollen Worten: "Ich habe dich immer bewundert für diese Fähigkeit, unterschiedliches zu machen. Und ich sehe es ein, dass du damit natürlich ab morgen der 'Wetten, dass..?'-Moderator wärst und für diese vielen kleinen Späße nicht mehr diese Freiheiten hättest, die ich dir wünsche. Insofern: Ich kann damit leben und der Rest des Publikums hoffentlich auch." Doch die Halle in Leipzig blieb ruhig. Sofern man es beurteilen kann, war das Publikum von der Entscheidung enttäuscht. Wie auch einige prominente Gäste auf dem Sofa. "Ich bin schon ein bisschen traurig", ließ Otto Waalkes wissen. Noch größer dürfte die Enttäuschung beim ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut gewesen sein, als Kerkeling ihn über die Entscheidung informiert. "Mit Bedauern, aber auch Verständnis", habe er auf die Absage reagiert, ließ das ZDF am Abend in einer Pressemitteilung wissen.

Kerkeling habe das ZDF vorab über seine Entscheidung informiert. Thomas Bellut: "Es ist schade, dass er das Angebot nicht annimmt, aber ich respektiere seine Entscheidung und ihre Begründung. Wir haben uns im Übrigen für weitere Formen der Zusammenarbeit verabredet. Ich freue mich, dass er in wenigen Wochen die Sendung 'Menschen 2011' und Anfang Februar die 'Goldene Kamera' im ZDF moderiert. Wir sind auch im Gespräch über eine weitere Reportagereihe und andere Primetime-Projekte." Im Übrigen bleibe es dabei, dass die Entscheidung über die Nachfolge erst nach der letzten von Thomas Gottschalk präsentierten Ausgabe fallen werde. Auch werde es, so Bellut, definitiv eine Pause geben, in der die Redaktion gemeinsam mit dem neuen Moderator an einer Weiterentwicklung des Showformats arbeiten werde. Das ist keine Überraschung: Ohnehin war eine Rückkehr des überarbeiteten "Wetten, dass..?" erst für Herbst 2012 geplant.

Doch die Frage, wer die Nachfolge von Thomas Gottschalk antreten wird, rückt damit wieder in den Mittelpunkt wilder Spekulationen. In der Branche wurde schon in den vergangenen Wochen immer wieder darüber gesprochen, welche Alternativen es bei einer Absage von Kerkeling gebe. Die anfangs noch spekulierte Möglichkeit einer Fortsetzung mit Gottschalk ist durch dessen Wechsel zur ARD entfallen. Doch immer lauter wird auch unter Fernsehmacher die Meinung, dass das ZDF gut beraten wäre die Sendung unter diesem Label ruhen zu lassen und mit neuen Gesichtern an neuen, vielleicht verwandten Samstagabendshows zu arbeiten. Antworten darauf wird es wohl frühestens im Dezember geben. Wenn nicht sogar erst im kommenden Jahr - diese Möglichkeit hat man sich mit der Pressemitteilung vom Samstagabend eingeräumt. Aber ein Abschied von Gottschalk ohne Gewissheit über die Zukunft seiner Sendung - das wäre bitter.