Seit drei Monaten befindet sich Joachim Kosack im Amt. Mit ihm ist ohne Zweifel auch eine neue Sichtweise für das Programm gekommen. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" bezeichnete der neue Sat.1-Geschäftsführer den Konkurrenten RTL als Bayern München - ein Gegner, mit dem man sich genau beschäftigen müsse. "Eine meiner ersten Entscheidungen war, nicht zu schauen, was alle anderen Sender abends machen, ich habe mich nur auf RTL konzentriert. Das ist eine strategische Überlegung. Gegen Bayern München muss man sich etwas ausdenken."

Den Schlüssel zum Erfolg sieht Kosack in Komplementärprogrammierungen: "Wir wissen, wenn Zuschauer von uns wegzappen, dann wechseln sie zu 80 Prozent zu RTL. Also muss ich darauf achten, was RTL macht. Wir sind immer dann erfolgreich, wenn wir uns komplementär aufstellen." Als man donnerstags mit deutschen Serien gegen "Alarm für Cobra 11" antrat, sei das "voll in die Hose gegangen", nannte Kosack als Beispiel. Dem Ziel, montags durchgängig neue Serien zu programmieren, will man in diesem Jahr näher kommen. "Das hätte sich vor zwei Jahren kein Mensch vorstellen können", so der Sat.1-Chef. Ende Januar sollen nun die Dreharbeiten für die neue Medical "Die Docs" beginnen.

"Da geht es um soziale Nähe, um eine junge Ärztin und einen Schönheitschirurgen, die zunächst widerwillig gemeinsam eine Kiezpraxis betreiben", erklärt Kosack in der "SZ" das Konzept. Die Hauptrollen sollen Stefanie Stappenbeck und Max von Pufendorf übernehmen - "eine Hammerbesetzung", wie der Geschäftsführer findet. Darüber hinaus sind weitere Piloten in Arbeit: eine Starsky & Hutch-Konstellation, "Familie Undercover" über eine Familie im Zeugenschutzprogramm sowie eine sogenannte "Bodyswitch"-Geschichte. "Die böse Dünne wird plötzlich dick und die nette Dicke dünn. Zusammen müssen sie ein Wellnesshotel führen."

Im Bezug auf Sportrechte gibt sich Kosack unterdessen gelassen - auch weil es durch die Champions League bislang schwierig war, Formate am Mittwochabend zu etablieren. Er sei daher nicht so traurig, die Champions League abgeben zu müssen, betonte Kosack: "Wenn gespielt wird, sind die Quoten oft phantastisch, wenn nicht, nicht. Die Champions League ist Segen und Fluch." Die Marke "ran" soll aber auch weiter eine Rolle für Sat.1 spielen - aktuell denkt man auch über den Erwerb von Motorsportrechten nach. Womöglich könnte die DTM für Sat.1 interessant sein. Und wie geht es mit Johannes B. Kerner weiter? Bis zum Sommer wird er noch "ran" moderieren, danach ist seine Zukunft offen.

Man spreche über weitere mögliche Formate für Kerner, sagte Kosack der "Süddeutschen Zeitung", ohne jedoch ins Detail zu gehen. Kerners bisheriger Sendeplatz soll aber auch weiterhin mit Magazin-Farbe bespielt werden: "Seinen Magazin-Sendeplatz um 22.15 Uhr möchte ich mittelfristig wieder füllen. Wir lassen gerade von mehreren Firmen ein Nachfolgesendung entwickeln", sagte Kosack - doch schon jetzt versucht man mit "Akte Thema" und "ErmittlungsAkte" Magazine zu etablieren. Völlig gelassen ist Kosack offenbar mit der "Harald Schmidt Show", die ab dieser Woche an drei Abenden läuft. "Harald Schmidt ist wichtig für Sat1. Da schaue ich auch nicht jeden Morgen auf die Quote." Der dritte Sendeplatz sei "eine Verlässlichkeit, die er braucht und die auch der Zuschauer braucht".