Am vergangenen Freitag berichtete DWDL.de als erstes Medium bereits darüber, dass sich bei ProSiebenSat.1 der Abschied von Andreas Bartl als TV-Vorstand und Chef von ProSiebenSat.1 TV Deutschland ankündigt, am Abend zogen dann das "Manager Magazin" und die "Süddeutsche Zeitung" nach. Am Freitagvormittag gab es von ProSiebenSat.1 TV Deutschland-Sprecherin Petra Fink noch ein klares Dementi, später verweigerte das Unternehmen dann bereits jeden Kommentar - und am heutigen Donnerstagmittag kam nun die offizielle Bestätigung von ProSiebenSat.1.

Andreas Bartl wird den Konzern bereits zum 1. März verlassen. Offiziell heißt es, Bartl gehe "auf eigenen Wunsch, um sich als Medienunternehmer selbstständig zu machen". Komplett freiwillig dürfte der Abgang allerdings kaum gewesen sein: Die Großbaustelle Sat.1, die Andreas Bartl bis Oktober letzten Jahre als Senderchef zusätzlich zu seinem Posten als Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 TV Deutschland zu verantworten hatte und bei der nach wie vor kein Quoten-Aufwärtstrend zu erkennen ist, sorgte für Unmut bei der Konzernleitung um Thomas Ebeling. Unzufriedenheit dürfte letztlich auf beiden Seiten bestanden haben.

Offiziell finden alle Beteiligten füreinander aber natürlich nur lobende Worte. Ebeling bezeichnete Bartl als jemanden der ProSiebenSat.1 geprägt habe, wie kaum ein anderer. "Dass er jetzt, nach 20 erfolgreichen Jahren im Konzern, den Weg in die Selbständigkeit wählt, kann ich ihm nicht verdenken. (...) Ich persönlich verdanke ihm drei Jahre voll interessanter Gespräche und wichtiger Einsichten." Bartl selbst sprach davon, dass er sich mit der Selbständigkeit "einen langgehegten Wunsch erfüllen" wolle. "Ich bin dem Konzern sehr dankbar für die Möglichkeiten, die sich mir auf diesem langen und spannenden Weg geboten haben. Es war eine tolle Zeit, in der ich mit vielen großartigen Fernsehmachern und Künstlern zusammenarbeiten konnte."

Nun macht sich Bartl wie erwähnt selbstständig und gründet dazu die neue Firma Bartl Media. Mit dieser wolle er sich "der Entwicklung von neuen Fernsehsendern, TV-Formaten sowie künstlerischen Talenten widmen" und in diesem Zusammenhang ProSiebenSat.1 auch weiter beratend zur Seite stehen. Den Vorstandsbereich Fernsehen bei ProSiebenSat.1 übernimmt kommissarisch zunächst Vorstandschef Thomas Ebeling selbst. Vorsitzender der Geschäftsführung der deutschen Sendergruppe, also der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH, wird kommissarisch ProSieben-Geschäftsführer Jürgen Hörner.

Mit Bartl geht einer der dienstältesten ProSiebenSat.1-Mitarbeiter, der schon seit 1990 im Konzern tätig ist. Bis 2000 leitete er unter anderem die Programmplanung von ProSieben, wurde später Senderchef von kabel eins und kehrte 2005 als Senderchef zu ProSieben zurück. Ab Juni 2008 war Andreas Bartl im Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG. Unter seiner Führung wurde Sat.1 nach Unterföhring geholt und die integrierte Struktur der ProSiebenSat.1 TV Deutschland geschaffen, in der alle Sender von zentralen Teams gestaltet werden. Zwischen 2009 und 2011 war er zudem auch Geschäftsführer von Sat.1. Mit einem hat Thomas Ebeling also wohl zweifellos recht: Kaum ein anderer dürfte den Konzern in den letzten Jahren so nachhaltig geprägt haben wie Andreas Bartl.

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