Kaum gestartet, schon hagelt es Kritik: Sechs Monate lang will die ARD seit Beginn dieser Woche ihre "Tageswebschau" im Internet testen, doch bereits am ersten Tag meldeten sich Kritiker zu Wort. Neben inhaltlicher Kritik gibt es auch Stimmen, die das komplette Projekt in Frage stellen - allen voran der Privatsender-Verband VPRT. "Wir fordern einen Drei-Stufen-Test für die Tageswebschau, um zu prüfen ob das neue Angebot legitim ist. Außerdem werden dadurch die Kosten für den Gebührenzahler transparent", sagte VPRT-Geschäftsführer Claus Grewenig nun dem "Handelsblatt".

Dadurch soll geklärt werden, ob das Online-Angebot überhaupt mit dem Rundfunkstaatsvertrag vereinbar ist. "Es gibt ein perfides Legitimations-System. Mit einem neuen Nachrichtenkanal wie Tagesschau24 werden dann immer neue Online-Informationsangebote gerechtfertigt", so Grewenig weiter. Die werktäglich angebotene "Tageswebschau" will wichtige Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und allen anderen Bereichen der Gesellschaft aus Sicht der Netz-Gemeinschaft aufbereiten und setzt auf Filmbeiträge und Grafiken. Juristische Probleme sind für die ARD allerdings kaum zu erwarten, zumal es sich um ein Bewegtbildangebot handelt - so wie viele andere Beiträge auf tagesschau.de auch.

"Die 'Tageswebschau' ersetzt nicht die klassische Tagesschau", sagte ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke, "sondern ergänzt unsere Nachrichtensendungen um die Netz-Aspekte, die in der knappen Sendezeit im Ersten nicht so viel Platz finden. Für ARD-aktuell liegt hier eine Chance: Wir konzentrieren uns stärker auf Web-Themen und die Internet-Aspekte relevanter Themen. Das wird unser Denken beeinflussen und daher auch Rückwirkungen auf die klassische Tagesschau haben." Erabeitet wurde die Sendung, die sich vor allem an die Unter-30-Jährigen richtet, von der "Digitalen Garage" bei Radio Bremen in Zusammenarbeit mit ARD-aktuell.

"Die 'Tageswebschau' ist eine kleine Schwester der Tagesschau. Wir werden die Themen des Tages aufgreifen, aber durch den Blickwinkel des Netzes erzählen, auch Kommentare aus dem Social Web einbinden", erklärt Radio Bremen-Intendant Jan Metzger das Konzept. "Darüber hinaus werden wir Inhalte berücksichtigen, die im Netz aktuell sind und die Gemeinde bewegen, aber für die große Tagesschau und das Publikum um 20 Uhr eher weniger wichtig sind. Das alles mixen wir zu einem Format, das die Informations-Qualität der Tagesschau mit der Lebenswelt der Jungen und der Netzaffinen verbindet", so Metzger.

Zu sehen ist die "Tageswebschau" im Fernsehen bei den Spartensendern Tageschau24, EinsPlus und Einsfestival sowie auf den Online-Seiten der jungen Radios der ARD und bei tagesschau.de sowie den Mediatheken von ARD und Das Erste. Auch über mobil und soziale Netzwerke ist das Angebot verfügbar.

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