Ein internes Papier des ARD-Programmbeirats sorgt in diesen Tagen für Wirbel, weil dessen Inhalt am Montag im "Spiegel" nachzulesen war. Es geht darin einmal mehr um die vielen Talkshows im Ersten - und beinhaltet neben den gewohnten Vorwürfen wie Themen- und Gästedopplung reichlich Kritik an den Moderatoren. So gebe es bei Anne Will "immer wieder Sendungen mit wenig Erkenntnisgewinn." Sandra Maischberger "sollte bei der Auswahl skurriler Gäste darauf achten, keine öffentlich-recht lichen Grenzen zu überschreiten." Und "Hart aber fair" mit Frank Plasberg sei zu "soft" geworden.

Die schärfste Kritik muss jedoch Günther Jauch einstecken, dem es seit dem Start seiner Talkshow im Herbst vergangenen Jahres immerhin gelungen ist, die Zuschauerzahlen nach dem "Tatort" im Vergleich zu seiner Vorgängerin Anne Will auszubauen. Der Programmbeirat wirft ihm jedoch vor, in seiner Sendung am Sonntagabend "Stimmungsmache" zu betreiben. Seine Einspieler mit Passantenbefragungen "gaukeln eine vermeintliche Realität vor". Inzwischen entschuldigte sich die Programmbeirats-Vorsitzende Petra Zellhuber-Vogel allerdings dafür, dass das interne Papier plötzlich gar nicht mehr intern blieb.

ARD-Programmdirektor Volker Herres übt sich indes in Schadensbegrenzung und stellt sich hinter seine Talkshow-Moderatoren. 'Wir haben ein vielfältiges Angebot sehr unterschiedlicher Gesprächssendungen mit exzellenten Gastgebern", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Die Talking Heads des Ersten sind kompetent und populär. Das sind erstklassige Journalistinnen und Journalisten." Günther Jauch sei darüber hinaus eine Bereicherung des Programms. Herres: "Er ist Deutschlands populärster Moderator, und er ist ein Journalist, der die richtigen Fragen stellt und einen eigenen Stil prägt. Seine Sendungen etwa zu Auschwitz oder zum Trauma Afghanistan sind von besonders einfühlsamer und eindrucksvoller Intensität und Qualität."

Die Diskussionen über die Talkshows dürften damit allerdings erwartungsgemäß nicht enden, zumal gerade erst zu lesen war, dass innerhalb der ARD darüber nachgedacht wird, die Show mit Reinhold Beckmann nach der Sommerpause wieder auf den ursprünglichen Sendeplatz am Montagabend zurückzuholen. Grund sind die schwachen Quoten, die Beckmann zuletzt am Donnerstagabend gegen die ZDF-Konkurrenten Maybrit Illner und Markus Lanz verzeichnete. Dass durch eine Verlegung montags neben "Hart aber fair" somit noch eine zweite Talkshow im Programm wäre, sorgt allerdings an mancher Stelle für Unmut. Eine Entscheidung könnte trotzdem bereits Anfang Juli fallen.

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