Schon bei ihrem Amtsantritt machte sich MDR-Intendantin Karola Wille für ein Angebot stark, das sich an junge Menschen richtet. "Wir müssen die Idee des ARD-Jugendkanals neu diskutieren", forderte sie - und stieß damit beim MDR-Rundfunkrat auf offene Ohren. Der hat in einer Sitzung am Mittwoch in einem Beschluss festgestellt, "dass der öffentlich-rechtliche und somit auch die ARD sich stärker bemühen müssen, junge Altersgruppen im linearen Fernsehen zu erreichen".

Der Erfolg des Kika zeige, dass es möglich sei, dass ARD und ZDF ein gemeinsames, inhaltlich hochwertiges Programm für die Jüngsten veranstalten können. "Deshalb erwarten wir, dass ARD und ZDF einen gemeinsamen trimedialen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal für die Zielgruppe ab 14 Jahre starten", teilte der Rundfunkrat mit. Sollte dies nicht möglich sein, empfiehlt der MDR-Rundfunkrat, "dass die ARD einen eigenen Jugendkanal startet". "Notfalls", so das Gremium, solle man das Angbot eben aus eigener Kraft stemmen. Darin müssten die realen Lebenswelten junger Menschen abgebildet werden.

Wie genau ein solcher Jugendkanal bezahlt werden soll, ließ der Rundfunkrat offen - dafür machte man aber zugleich deutlich, wer nicht in die Tasche greifen soll: Ein solcher neuer Kanal dürfe "nicht automatisch zu finanziellen Mehrbelastungen der Landesrundfunkanstalten führen". Auf DWDL.de-Nachfrage hieß es, dass die Finanzierung durch Umlagerung und Umschichtung gewährleistet werden soll. Die Zeit sei jedenfalls reif, das schon länger im Raum stehende Projekt strukturiert anzugehen, sagte der Rundfunkratsvorsitzende Horst Saage. Derzeit gehe es weniger um Standort- und Zuständigkeitsfragen, als vielmehr um Inhalte eines solches Angebots.

In seiner Sitzung beschäftigte sich der MDR-Rundfunkrat auch mit der oft kritisierten Talk-Schiene im Ersten. Man stehe der Häufung der Talkshows "weiterhin kritisch gegenüber" und begrüße "die sorgfältige Auswertung der Formate durch den Rundfunkrat des WDR und den ARD-Programmbeirat". Zugleich schloss man sich der Stellungnahme der WDR-Kollegen an, die bereits im April eine Reduzierung der Sendungen und eine Abgrenzung in Form und Inhalt für notwendig erachtet hatten (DWDL.de berichtete).