Am Sonntag ist die dritte "X Factor"-Staffel zu Ende gegangen - mit halbwegs versöhnlichen Quoten. Und doch sind die knapp 1,7 Millionen Zuschauer, die sich für die Final-Show entschieden, eigentlich eine echte Enttäuschung für den Sender. Immerhin: Von den Tiefpunkten der Vorwochen konnte sich die Castingshow dann doch noch etwas erholen. Auffällig: Anders als in den beiden Jahren zuvor hat Vox diesmal am Ende der Finalshow darauf verzichtet, einen Bewerbungsaufruf für die nächste Staffel zu starten. Hat sich Vox also bereits von "X Factor" verabschiedet?

Chefredakteur Kai Sturm gibt sich bislang noch zurückhaltend, will aber nichts ausschließen. "Jetzt nach dem Abschluss der Staffel analysieren wir gemeinsam mit dem Produzenten intensiv die Optionen für eine vierte Staffel", sagte Sturm gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Dabei will man sich gemeinsam mit Grundy Light Entertainment auch die Frage stellen, was man besser machen könnte. "Wir werden uns in den nächsten Wochen noch mal alles ganz genau anschauen und dabei auch die Entwicklung im gesamten TV-Markt im Blick behalten." Dass die Zuschauerzahlen mit Beginn der sogenannten Juryhaus-Phase massiv sanken, führt Sturm aber auch auf die Filme und Serien im Gegenprogramm zurück.

"Die Quotenentwicklung ist sicherlich auch negativ beeinflusst worden durch die starken Konkurrenzangebote am Sonntagabend." Und doch bleibt festzuhalten: Zu Beginn der Staffel hatte "X Factor" durchaus noch an zweistelligen Marktanteilen beim jungen Publikum gekratzt - irgendwann hat es Vox also nicht mehr geschafft, viele seiner Zuschauer zum erneuten Einschalten zu bewegen. Doch Vox ist mit den gesunkenen Quoten keineswegs allein auf weiter Flur. Derzeit hat RTL mit deutlich schwächeren Zuschauerzahlen beim "Supertalent" zu kämpfen und nicht ohne Sorge wird man auf den Januar warten, wenn Deutschland bereits zum zehnten Mal einen neuen "Superstar" suchen wird.

Im Sommer scheiterte zudem mit "Popstars" bei ProSieben ein echter Klassiker des Casting-Genres - die Quoten waren derart enttäuschend, dass der Sender sogar früher als geplant die Reißleine zog. Dazu kam es bei "X Factor" nicht, doch über die bereits früh getroffene Entscheidungen, die Phase der Liveshows gegenüber den ersten beiden Staffeln zu verkürzen, wird man bei Vox im Nachhinein nicht unglücklich gewesen sein. Dabei zeigte sich Vox-Chefredakteur Kai Sturm gegenüber DWDL.de mit der inhaltlichen Entwicklung seiner Show durchaus zufrieden. "Wir hatten über die ganze Staffel hinweg mit außergewöhnlichen, musikalischen Talenten zu tun, die mehrfach mit eigenen Songs aufgetreten sind." Der Sieg des Duos "Mrs. Greenbird" mit einem selbstgeschriebenen Song freue ihn daher besonders.

"Es zeigt, dass wir unser Versprechen eingelöst haben, authentisch zu bleiben und so dokumentarisch wie möglich die Sendung zu gestalten", so Sturm. Und doch steckt darin auch eine gewisse Gefahr, wie er zugibt. "Es ist immer ein Risiko, in so einer Show unbekannte Songs zu performen, da man bei dem Zuschauer nicht auf einen Wiedererkennungseffekt hoffen kann. Und vielleicht haben wir auch dadurch den einen oder anderen Zuschauer verloren, da wir so nicht auf dem Unterhaltungsmainstream mitgeschwommen sind." Die Juroren häten ihre Mentorenaufgaben jedoch sehr ernst genommen. "Jetzt müssen wir sehen, wie das in unsere zukünftige Arbeit einfließen kann. Heute heißt es erst Mal, Daumen drücken für 'Mrs. Greenbird' für einen guten Start von zwei außergewöhnlichen Musikern."