Seit Herbst sendet Harald Schmidt nur vor kleinem Publikum. Doch in einem Interview mit der "Welt" machte er nun deutlich, sich bei Sky wohlzufühlen. Auf die Frage, wie lange er seine Show noch machen möchte, antwortete Schmidt: "Bis Sky sie einstellt. Der Sender ist meine letzte Station." Sollte Sky den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern, werde er "viel lesen". Dass man ab der kommenden Woche das Film-Paket gebucht haben muss, um die "Schmidt Show" sehen zu können, empfindet der Moderator nicht als Problem. "Das ist das Geschäftsmodell von Sky. Der Sender entscheidet, wie er die Show verwertet." An seiner eigenen Situation ändere sich ohnehin nichts. "Ich fahre seit 18 Jahren ins Studio, und ich gehe da abends wieder raus. Der Rest ist virtuell", so Schmidt.

Zugleich betonte er, dass seine Ruhmsucht "längst befriedigt" sei. "Außerdem habe ich an jedem Sendetag ein ausverkauftes Studio. Ich kann mir vorstellen, wie es ist, zehn Millionen Zuschauer zu haben. Aber das will ich mir nicht vorstellen, weil ich weiß, was das für eine Sendung wäre. Grauenhaft!" Auch in Amerika habe David Letterman nur ein "Drei-Millionen-Publikum", gibt Schmidt zu bedenken. "Wenn Sie davon ausgehen, dass die USA 240 Millionen Einwohner haben, ist das in Relation auch nicht so viel mehr." Den Abschied von Sat.1, wo er nur ein einjähriges Comeback vor wenigen Zuschauern feiert, scheint Schmidt inzwischen verdaut zu haben. "Sat.1 hat uns Modelle angeboten, wie es hätte weitergehen können. Eine Idee war ein Wechsel zu kabel eins."

Außerdem habe es den Vorschlag gegeben, seine Show für weniger Geld weiterlaufen zu lassen. "Aber für mich war es völlig okay, wie es gekommen ist", betonte Schmidt im "Welt"-Interview. "ProSiebenSat.1 ist eine börsennotierte Firma. Und für die ließ sich durch die Einstellung der Sendung ordentlich Geld sparen. Und als ProSiebenSat.1-Aktionär, der ich auch bin, habe ich meinen Rausschmiss begrüßt." Auf Geld zu verzichten, kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage. Schmidt: "Ich musste noch nie einem Mitarbeiter sagen, Du kriegst jetzt weniger Gehalt. Und wenn ich in der Show einen Pudding haben will, der 1000 Euro kostet, dann wird der bezahlt."

Ob der Aufwand seiner Show noch zeitgemäß sei, wie Schmidts Kollege Klaas Heufer-Umlauf einmal kritisierte, interessiere ihn nicht. "Ich will den Aufwand. Ich will eine Staatstheater-Situation. Wobei ich es besser habe als die Staatstheater, denn die müssen mittlerweile auch sparen. Wegen des Arbeitsrechts muss ich Leute fest anstellen, die ich nur zehn Minuten am Tag brauche. Ich finde das toll." Ein Leben, das etwa bei ZDFneo nicht möglich wäre. "Das Ohne die Zahlen von ZDFneo zu kennen, weiß ich, dass da kein Geld vorhanden ist." Schmidt: "Man sagt den Leuten dort, ihr seid Avantgarde, ihr seid Kult. Der Sender denkt aber gar nicht daran, sie ins ZDF-Hauptprogramm zu bringen, was man bei jungen Leuten irgendwann mal machen muss."

Heute sei es schlimmer, als zu der Zeit, in der er beim WDR angefangen habe. "Ich wusste, irgendwann komme ich ins Erste. Das war von Anfang an der Plan. Bei ZDFneo müssen die jungen Leute sich dagegen mit wenig Geld und nur einer Lampe Grimme-Preise ranmoderieren", ätzt Schmidt in der "Welt". Auch für den WDR findet Schmidt kritische Worte. "Schauen Sie sich mal an, was die riesengroße Unterhaltungsabteilung des WDR, die mal Rudi Carrell und Jürgen von der Lippe hatte und 'Klimbim' erfunden hat, heute macht: nichts! Sie wollen jüngere Zuschauer. Aber – das habe ich auch den alternden Damen in der WDR-Geschäftsleitung gesagt – junge Zuschauer schauen ganz anders fern. Die nutzen Facebook, iPads und weisen sich gegenseitig auf Clips hin."

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