Noch im Dezember schien die Übernahme von Tele Columbus höchste Priorität für Kabel Deutschland zu haben, doch nun ist der Deal geplatzt. Das Bundeskartellamt hat dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie aus einer vorläufigen Einschätzung der Wettbewerbshüter hervorgeht, seien die angebotenen Netzveräußerungen nicht ausreichend, um die Bedenken auszuräumen. "Wir bedauern, dass das Bundeskartellamt trotz unserer umfangreichen Zusagen, mit denen wir bis an die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren gegangen sind, an seinen Bedenken festhält", sagte Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein.

"Die Transaktion hätte große Vorteile für Infrastrukturwettbewerb und Verbraucher mit sich gebracht", betonte er. So hätte man in den neuen Bundesländern über 900.000 Haushalten erstmalig Hochgeschwindigkeits-Internet über das Fernsehkabel anbieten können. Außerdem wäre der Kabel Deutschland in Nordrhein-Westfalen und Hessen in den Wettbewerb zu Unitymedia Kabel BW eingetreten. Doch das Kartellamt ließ sich nicht überzeugen. Kabel Deutschland hatte die Veräußerung von Tele Columbus Netzen in Berlin, Dresden und Cottbus angeboten.

Offenbar zu wenig, um die Aufseher milde zu stimmen. Das Bundeskartellamt fordert nach Angaben von Kabel Deutschland, dass der Betreiber fast 60 Prozent der zu erwerbenden Netze in Ostdeutschland veräußert - doppelt so viel wie von Kabel Deutschland für den Fall der Genehmigung zugesagt. Trotz der zu erwartenden Untersagung zeigte sich von Hammerstein optimistisch für die Entwicklung seines Unternehmens. "Wir sind auf diese Transaktion nicht angewiesen, denn wir haben mit unserer leistungsfähigen Infrastruktur und unseren attraktiven Internet- und Fernsehprodukten über Jahre hinaus großes organisches Wachstumspotenzial. Dieses Potenzial werden wir konsequent erschließen."

Auch bei Tele Columbus zeigte man sich enttäuscht. "Wir bedauern, dass die Bedenken des Bundeskartellamts offenbar nicht ausgeräumt werden konnten. Ein Zusammenschluss unserer beiden Unternehmen würde den raschen weiteren Ausbau von Kabelangeboten als leistungsstärkster Multimedia-Plattform im deutschen Markt auch im Interesse der Kunden erleichtern", erklärte Ronny Verhelst, Chief Executive Officer der Tele Columbus Gruppe. Für den Fall einer Untersagung sei der hoch verschuldete Kabelbetreiber aber ebenso gut für die eigenständige Fortführung seiner Unternehmensaktivitäten eingerichtet. "Neben dem kontinuierlichen Ausbau des operativen Geschäfts gehen wir aber weiterhin davon aus, dass mittelfristig auch auf Gesellschaftsebene zusätzliches Potenzial besteht, um die strategischen Chancen unseres Marktes noch besser wahrnehmen zu können."

Doch die abgeblasene Übernahme von Tele Columbus löst bereits die nächsten Spekulationen aus. Bereits vor wenigen Tagen war berichtet worden, dass der britische Mobilfunkbetreiber Vodafone offenbar an Kabel Deutschland interessiert ist.