"Big Brother im Kreißsaal" so prangte die Überschrift am Dienstag groß auf der Titelseite der Berliner Boulevardzeitung "B.Z.", von "Baby-Big Brother" war in der "Bild" zu lesen. Offenbar als Reaktion darauf - denn das Format an sich war schon über eine Woche bekannt - kündigte der Berliner Senat am Dienstag an, den dem Land Berlin gehörenden Klinikbetreiber Vivantes anzuweisen, die Dreharbeiten bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung zu unterbrechen. Dort solle zunächst über das Vorhaben diskutiert werden, weil Bedenken bestünden, "dass die allgemeinen Persönlichkeitsrechte der Kinder und die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht ausreichend gewahrt" würden. Sowohl RTL als auch Vivantes wiesen die Kritik umgehend zurück, dennoch hat der Klinikbetreiber angekündigt, der Weisung seines Gesellschafters Folge zu leisten.

Die Produktionsfirma Shine, die die Sendung "Babyboom" - eine Adaption des preisgekrönten britischen Formats "One Born Every Minute" - für RTL produziert, hat nun Mario Czaja, der Berliner Senator für Gesundheit und Soziales, sowie den Senator für Finanzen Dr. Ulrich Nussbaum eingeladen, sich persönlich ein Bild über das international erfolgreiche Format zu machen und sich umfassend zu informieren. "Wir gehen davon aus, dass im persönlichen Gespräch offene Fragen geklärt werden können und die Dreharbeiten danach weitergehen", so RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer.

Zum Vergleich mit "Big Brother" sagt Eickmeyer: "Auch wenn die ‚Boulevardpresse’ das Programm mit ‚Big Brother’ vergleicht, so hat 'Babyboom' mit diesem Format außer dem Einsatz ähnlicher Kameras gar nichts gemeinsam. Vielmehr wurde vermutlich noch nie eine Dokumentation in Deutschland gedreht, bei der so wenig Einfluss auf das Geschehen genommen wird und die Beteiligten so viel Mitspracherecht haben. Das Format ist sehr erfolgreich in anderen Ländern wie England, Frankreich, Spanien USA und in allen Ländern waren die Kritiken überwältigend positiv."

Bei "Babyboom" handelt es sich um eine sogenannte Multi-Rig-Dokumentation. Dafür wurde ein abgegrenzter Bereich einer Entbindungsstation mit 30 fest installierten, ferngesteuerten Kameras ausgestattet. Anders als bei herkömmlichen Dokus muss somit kein Produktionsmitarbeiter vor Ort in das Geschehen eingreifen, was eine besonders authentische Darstellung des Geschehens ermöglichen soll.

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