Vermutlich war das Interesse an einem Finalspiel der Champions League noch nie so groß wie vor dem Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern. Hunderte internationale Journalisten haben sich in London eingefunden, um das Ereignis in die Welt zu tragen. Doch auch für die Kommentatoren des Spiels stellt das eine Herausforderung dar. "Es gibt eine ungeheure Informationsflut, wie ich sie nie vor einem Spiel erlebt habe. Für uns besteht mittlerweile die Kunst darin, Dinge wegzulassen", sagte Béla Réthy, der das Spiel am Samstagabend für das ZDF kommentieren wird, in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung.

Sein Sky-Kollege Marcel Reif ergänzte: "Ich glaube, dass man den Verlierer des Finals dieses Mal viel intensiver würdigen muss, als es normalerweise der Fall wäre. Weil beide fantastisches geleistet haben - darüber mache ich mir vorher Gedanken." Letztlich müsse er sich auf das Finale aber sogar weniger vorbereiten als auf andere Spiele, so Reif. "Das liegt in der Natur der Sache. Wenn Sie mich nachts um drei Uhr wecken und beide Teams in Bestbesetzung spielen, kann ich Ihnen immer etwas Gescheites dazu erzählen." Zuletzt hatten sich Réthy und Reif vor allem im Internet Kritik von Fans anhören müssen, die sich unzufrieden mit der Wahl der Kommentatoren zeigten.

Doch Reif kann damit offenbar gut leben. "Die Dortmund-Fans unterstellen mir, ich sei durch und durch Bayern-Fan. Die Fans in München sagen, ich sei viel zu kritisch mit Bayern. So lange das so ist, kann nicht alles falsch sein, was ich mache." Ähnliches hört man auch von Béla Réthy. "2008 habe ich das Pokalfinale zwischen Bayern und Dortmund kommentiert. Wir haben damals einige Anrufe in der Redaktion bekommen. 80 Anrufer sagten, ich sei ein Bayern-Schwein. 80 meinten, ich sei eine Dortmund-Sau. So gut hat Kritik selten getan", sagte der Kommentator im "Bild"-Interview. Es sei unmöglich, es allen recht zu machen. "Ich werde immer einen Ton treffen, den nicht jeder Fan mag. Diesen Traum darf man gar nicht erst träumen."

Nur eines sollte besser nicht passieren - während des Finalspiels auf die Toilette zu müssen, so wie es Marcel Reif schon einmal vor zwölf Jahren passiert ist, wie er gegenüber "Bild" erklärte. "Das Champions-League-Finale 2001 habe ich die letzten 45 Minuten im Stehen kommentiert. Ich habe auf meinem Platz Samba getanzt und habe es kaum ausgehalten. Genau wie bei der WM 1994. Brasilien gegen Rumänien. Da habe ich kurz überlegt, ob ich es nicht einfach laufen lassen sollte. Aber vor mir saß Pelé - und auf den wollte ich nicht pinkeln. Das gehört sich nicht."