Mit der Einführung von Bezahlschranken bei "Welt.de" und "Bild.de" ist Springer in Deutschland Vorreiter. Wieviele Leser sich tatsächlich für ein kostenpflichtiges Abo entscheiden, bleibt aber vorerst weiterhin ein Rätsel. Auch in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" weigerte sich Springer-Chef Mathias Döpfner, konkrete Zahlen zu nennen und verweist darauf, dass man sich bei der IVW und der Werbewirtschaft noch gar nicht auf einheitliche Zählstandards geeinigt habe. Zudem wolle man erst abwarten, wer bei Bündel-Angeboten beispielsweise wirklich an der "Welt" und wer nur am subventionierten iPad interessiert gewesen sei.

Genaue Zahlen werde es für die "Welt" daher erst Ende des Jahres geben, einstweilen spricht Döpfner lediglich davon, dass man "sehr zufrieden" sei und dass inzwischen pro Tag mehr digitale als Print-Abos abgeschlossen würden. Es handle sich in jedem Fall um "ernstzunehmenden Größenordnungen". Bei "Bild Plus" enthält sich der Springer-Chef noch jeden Kommentars, für eine Bilanz sei es noch zu früh. Dafür beobachte er einen anderen positiven Effekt: "Schon jetzt stelle ich fest, dass unsere Bezahlangebote ein stimulierendes Element für die Redaktion sind. Jeder will hinter seinem Artikel ein Plus haben. Das fördert die journalistische Qualität", ist Döpfner überzeugt.

Zusätzlichen Druck auf die Redakteure baue das nicht auf. "Es wird ja keiner entlassen, wenn sein Artikel nicht BILDplus ist". Stellenabbau steht bei der "Bild"-Gruppe aber trotzdem auf der Agenda. "Bei allem Optimismus und aller Freude über sieben Jahre Rekordergebnisse bei Springer müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass auch 'Bild' sich dem strukturellen Medienwandel nicht entziehen kann", verteidigt Döpfner die Entscheidung. Auflage und Anzeigen seien im hohen einstelligen Prozentbereich rückläufig. "Darauf nicht zu reagieren wäre fahrlässig."

Wie die Umstrukturierungen genau aussehen werden, sei noch nicht entschieden, man wolle aber mindestens 20 Millionen Euro einsparen - gleichzeitig an anderer Stelle aber 100 Millionen Euro investieren. So verweist Döpfner darauf, dass im ersten Quartal im Konzern im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr Mitarbeiter beschäftigt gewesen seien. "Ich kenne keinen anderen Verlag, der derzeit in diesem Umfang Personal aufbaut. Dass an der einen Stelle im Verlag beim Personal runter- und an anderer raufgefahren wird, ist klar. Der Fokus liegt auf dem Digitalgeschäft".