In wenigen Tagen startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison und eigentlich schien die Rechte-Situation seit über einem Jahr klar zu sein: Die Live-Spiele gibt es im Pay-TV nur noch bei Sky zu sehen, die "Sportschau" am Samstag bleibt für die Spielzusammenfassungen im Free-TV zuständig und mit dem neuen Angebot "Bundesliga bei Bild" mischt nun auch noch Axel Springer mit - eine Stunde nach Abpfiff können Fans dort gegen Bezahlung auf Abruf die Highlights der einzelnen Partien sehen. So weit, so einfach. Für Wirbel sorgt nun allerdings Sky mit der gerade erst gestarteten App seines Sportnachrichtensenders Sky Sport News HD. Die wurde zwar schon vor Monaten angekündigt, scheint aber erst mit ihrem Launch in dieser Woche von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) bemerkt worden zu sein.

Die neue App von Sky richtet sich in erster Linie an Zuschauer, die bisher kein klassisches Abonnement besitzen - sie können nun für 4,49 Euro pro Monat das Programm des Sportnachrichtensenders im Livestream sehen und damit auch die Zusammenfassungen sämtlicher Bundesliga-Spiele. Schon am Donnerstag ließ sich die DFL deshalb zu einer übereilten Stellungnahme hinreißen. "Die jeweiligen Berechtigungen der Lizenznehmer sind in den unterschiedlichen Rechtepaketen klar geregelt", hieß es darin. "Es gibt keine vertragliche Grundlage, auf deren Basis Sky vor oder nach Axel Springer ein identisches Produkt - on demand einzeln abrufbare Pay-Highlight-Clips der Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga - anbieten könnte."

Doch das hat Sky mit seiner App auch gar nicht vor: Zu sehen gibt es die Zusammenfassungen der Spiele nämlich nicht als Abruf-Clips - sondern unmittelbar nach Abpfiff ganz regulär im Programm von Sky Sport News HD. Der Bezahlsender kommt der "Bundesliga bei Bild" dadurch ganz nebenbei um eine Stunde zuvor. Bei Sky hat man diesen Vorteil erkannt: "Wir wissen diese Stunde gut zu nutzen", ließ ein Sprecher des Senders vor dem Start der App bereits gegenüber "Horizont" ausrichten. Erst daraufhin dämmerte es wohl DFL und Springer. Klar, dass solche Ankündigungen bei Springer nicht allzu gut ankommen - diese Konkurrenz hatte man beim Erwerb der Online-Rechte ganz sicher nicht auf dem Schirm. In Berlin, wo die Digitalisierung inzwischen an erster Stelle steht, erhofft man sich durch die "Bundesliga bei Bild" schließlich einen kräftigen Push für das gerade erst gestartete Bezahlangebot "Bild Plus".

Auf DWDL.de-Nachfrage gab sich Springer-Sprecher Tobias Fröhlich angesprochen auf die App von Sky Sport News HD am Samstag allerdings zunächst vielsagend: "Wir haben ein exklusives Recht erworben, und das hat Bestand." Dass der Start der App hinter den Kulissen allerdings reichlich Staub aufgewirbelt haben muss, zeigt eine weitere Stellungnahme, die die DFL am Freitagabend verbreiten ließ. "Die Medienpartner der Bundesliga haben im Rahmen der Ausschreibung klar definierte Rechte erworben. Dies gilt auch für das exklusive Recht von Axel Springer", so die DFL, die daraufhin noch etwas deutlicher wird: "Alle Pakete enthalten bestimmte Berechtigungen, aber auch Grenzen, die die jeweiligen Exklusivitäten sicherstellen sollen. Diese Grenzen sind von allen Rechte-Inhabern einzuhalten."

Und in Richtung Sky heißt es gar: "Das Angebot einer separat buchbaren App, die möglicherweise unmittelbar nach Abpfiff alle Tore des aktuellen Spieltags beinhaltet, wirft in dieser Hinsicht einige Fragen auf." Anders ausgedrückt: Ganz glücklich ist man offenkundig nicht darüber, dass sich Sky über die neue App einen vermeintlichen Vorteil gegenüber Springer verschafft. Dabei war es die DFL höchstselbst, die dafür gesorgt hat, dass Sky überhaupt erst eine solche App anbieten kann. Weil der Pay-TV-Anbieter mit Beginn der neuen Saison auch die Mobilfunk-Rechte hält, ist es für Fans möglich, bewegte Bundesliga-Bilder nun außerhalb der eigenen vier Wände über Sky zu sehen. Bei Sky wollte man sich am Samstag zunächst nicht zu der aktuellen Debatte um die App äußern.

Die DFL hat nun jedenfalls angekündigt, "kurzfristig im Dialog mit den Beteiligten eine Klärung herbeiführen" zu wollen. Nach DWDL.de-Informationen soll am Dienstag im Rahmen der "50 Jahre Bundesliga"-Gala miteinander gesprochen werden. Dann wird sich zeigen, ob sich DFL, Sky und Springer auf eine gemeinsame Lösung einigen können - wie diese aussehen könnte, ist aber noch unklar. Sicher ist dagegen, dass Sky angesichts von knapp 500 Millionen Euro, die man pro Saison für die Rechte bezahlt, die deutlich besseren Argumente besitzt als der Springer-Verlag, der in vier Jahren gerade mal 20 Millionen Euro für ihre Online-Zusammenfassungen überweist. Unterm Strich gibt aber vor allem die DFL in diesen Tagen ein schlechtes Bild, wirkt es doch so, als realisiere man erst jetzt, welche Rechte man Sky für die kommenden vier Spielzeiten eigentlich zugestanden hat.