Die ARD bleibt bei ihrer Linie, in der Woche vor der Bundestagswahl keine neuen Umfrageergebnisse präsentieren zu wollen. "Wir werden wie immer unseren letzten 'DeutschlandTrend' zehn Tage vor der Wahl veröffentlichen", sagte ARD-Chefredakteur Thomas Baumann gegenüber dem "Spiegel". WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn hatte sich bereits zu Jahresbeginn gegen eine solche Veröffentlichung ausgesprochen. "Weitere veröffentlichte Umfragen vor dem Wahltag könnten einen Kreislauf zwischen taktischen Wahlentscheidungen und neuer Entscheidungsgrundlage durch Umfragen in Gang setzen, der aus meiner Sicht dem demokratischen System nicht förderlich ist", sagte Schönenborn gegenüber "Cicero".

Das ZDF hatte vor einigen Wochen angekündigt, erstmals drei Tage vor der Bundestagswahl aktuelle Umfrageergebnisse veröffentlichen zu wollen. Die bisher geltende freiwillige Beschränkung, in der Woche vor einer bundesweiten Wahl oder einer Landtagswahl keine Umfrageergebnisse zu veröffentlichen, werde damit aufgehoben, kündigte ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut an. Er begründete die Entscheidung mit der massiven Veränderung des Wählerverhaltens. "Wechselwähler machen heute einen viel größeren Teil der Wählerschaft aus, und der Wähler entscheidet sich immer später", sagte Bellut. "Wir sehen uns daher in der Pflicht, den Wähler mit einem aktuellen Stimmungsbild zu informieren und ihn nicht wider besseres Wissen auf dem Stand veralteter Informationen zu lassen."

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