Zwischen den öffentlich-rechtlichen Sendern und den Kabelnetzbetreibern tobt schon seit geraumer Zeit ein Streit wegen der Einspeisegebühren. Nun bahnt sich ein neues Kapitel in der Auseinandersetzung an: Der Kabelbetreiber Unitymedia wird in der analogen Verbreitung in Nordrhein-Westfalen das NDR Fernsehen durch einen Privatsender ersetzen. Das bestätigte ein Unitymedia-Sprecher am Dienstag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Welcher Sender den Platz des NDR übernehmen wird, ließ der Konzern zunächst ebenso offen wie den Zeitpunkt. Nach Angaben des NDR soll das Programm des Dritten allerdings ab dem 2. September nicht mehr verbreitet werden.

"Die Neubelegung dieser Sendeplätze folgt dem Bekunden der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, ihrerseits keinen Wert mehr auf die analoge Verbreitung ihrer Programme zu legen. Die Umstellung ist den jeweiligen Landesmedienanstalten mitgeteilt worden und ist konform mit den jeweiligen Landesmediengesetzen", teilte Unitymedia mit. Der NDR sieht den Grund für das Aus der analogen Verbreitung in der Auseinandersetzung über die so genannten Einspeise-Entgelte: Nur allzu gerne würde Unitymedia für die Verbreitung von den Sendern Geld verlangen. ARD und ZDF argumentieren allerdings, dass die Netzbetreiber bereits von ihren Kunden Nutzungsentgelte erhalten - dieselbe Leistung würde also doppelt berechnet.

Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hatte im Zuge des Streits allerdings entschieden, dass das NDR Fernsehen nicht mehr als "must carry"-Angebot anzusehen ist. Es handelt sich also nicht um ein Programm, das auf jeden Fall auch ins analoge Kabel einzuspeisen ist. "Diese Entscheidung lassen wir gerichtlich überprüfen. Klar ist aber schon jetzt: Die angekündigte Ausspeisung des NDR Fernsehens aus dem analogen Kabel geht vielen Zuschauerinnen und Zuschauern in NRW gegen den Strich", sagte der stellvertretende NDR-Intendant Arno Beyer. Der NDR sei zudem in NRW nach dem WDR Fernsehen das beliebteste Dritte Programm. "Deshalb sollte Unitymedia im Interesse der eigenen Kunden seine Ankündigung überdenken und das NDR Fernsehen weiter analog verbreiten."

Gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de wies Unitymedia die Kritik des NDR zurück - und verwies darauf, dass die Kunden des Kabelbetreibers auch weiterhin alle Dritten sehen kostenlos und unverschlüsselt empfangen könnten. Nur eben nicht mehr analog, sondern ausschließlich über den digitalen Weg. "Das Kabelnetz ist die einzige Infrastruktur in Deutschland, die Fernsehen weiterhin parallel sowohl analog als auch digital verbreitet, da wir unseren Kunden den Umstieg in die digitale Welt so bequem wie möglich machen wollen und ihnen länger als jeder andere Verbreitungsweg die Möglichkeit überlassen, selbst die Empfangsart zu wählen", sagte ein Konzernsprecher. Wer den NDR auch weiterhin sehen möchte, muss also auf den digitalen Empfang umstellen - oder zu Satellit, DVB-T oder IPTV wechseln.