Die Funke Mediengruppe hat gerade erst mit neuen Spar- und Streichmeldungen von sich reden gemacht. Und auch der Start der "Huffington Post" in Deutschland hat nicht jedem gefallen, immerhin sehen die Autoren für ihre Artikel keinen Cent - sieht man mal von den 15 Redakteuren ab, die für das Grundgerüst der Seite sorgen sollen. Schon diese beiden Beispiele zeigen, dass man nicht umhin kommt, über die Zukunft des Journalismus zu sprechen. Auf den Medientagen München wurde daher am Mittwoch nun die Frage diskutiert, wie sich Journalismus noch bezahen lässt.

Ganz sauber formuliert war die Fragestellung nicht - schließlich suggeriert das Wörtchen "noch" eine gewisse Ausweglosigkeit. Tatsächlich aber finden Journalisten heute mehr Möglichkeiten denn je vor, ihrem Beruf nachzugehen. Es sind nur eben oft nicht mehr die klassischen Verlage, die den Ton angeben. "Es gibt kein gottgegebenes Recht für Verleger", betonte alsdann auch Oliver Eckert, seines Zeichens Geschäftsführer der deutschen "Huffington Post". Viele - auch kleinere - Projekte würden zeigen, dass man auch heute noch erfolgreichen Journalismus betreiben könne.

Wenige Tage nach dem Start zeigte er sich derweil mit der Entwicklung der deutschen "Huffington Post" zufrieden. Für den Mittwoch erwartete Eckert sogar mehr Leser als am ersten Tag, der vor allem im Netz von vielen kritischen Stimmen begleitet wurde. "Die Anteilnahme hat uns gefreut", betonte Eckert nun in München - ganz nach dem Motto, wonach jede Werbung eine gute Werbung ist. "Wir sind deutlich über Plan gestartet und wachsen von Tag zu Tag." Inzwischen habe man sogar so viele Gastautoren, dass die Zahl der Mitarbeiter, die deren Texte kontrollieren, bereits erweitert werden musste. Eckert nennt das "nachstuffen".

Trotz aller Kritik findet die "Huffington Post", deren Original in den USA vor einem Jahr sogar den rennomierten Pulitzer-Preis gewann, auch Unterstützer. Blogger Richard Gutjahr etwa sagte, auch er hätte die "HuffPo" vermutlich vor wenigen Jahren als mögliche Plattform für sich in Betracht gezogen, hätte es sie damals schon gegeben. Er selbst ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, über die klassischen Grenzen hinweg zu denken. Anfangs habe er zu 98 Prozent von dem gelebt, was ihm der Bayerische Rundfunk zahlte. Heute mache dieser Teil nur noch 40 Prozent seines Umsatzes aus. "Viele Leute finden mich im Internet und buchen mich", erzählte er auf den Medientagen.

Dabei scheut er auch nicht vor Crowdfunding zurück. Dieses Modell sei vor allem interessant, wenn man ein Projekt mit einem Anfang und einem Ende habe - auch im Journalismus, so Gutjahr. "Wenn du ein Projekt hast, für das du brennst, dann ist das auch realisierbar." Und zwar ohne Zwischenhändler, wie der Blogger betonte. Daraus, dass er im Falle einer spannenden Recherche über die "Copy-und-Paste-Gesetzgeber aus Brüssel" gerne auf die Unterstützung des Bayerischen Rundfunks zurückgegriffen hätte, machte Gutjahr in München aber keinen Hehl. So aber zeigte sich, dass Journalisten heutzutage oft unkonventionelle Wege gehen müssen.

Bei der "taz" vertickt man inzwischen sogar Kaffee, um die Kosten, die das Online-Portal verursacht, zumindest ein Stück weit kompensieren zu können. Ob eine Stiftung, wie sie SPD-Politiker Marc Jan Eumann zur Rettung des Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen plant, eine echte Hilfe für den Journalismus ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt.