Eine Stellenanzeige der "taz" hat für einigen Wirbel gesorgt. Weil ein Volontär lediglich 903,15 Euro pro Monat erhalten soll, war schnell von einer "beschämenden Bezahlung" oder "purer Ausbeutung" die Rede. In ihrem Blog verteidigt die Tageszeitung nun ihr Gehaltsgefüge. "Als selbstverwalteter Betrieb haben sich die Mitarbeitenden der taz von Beginn an für sehr niedrige Gehälter entschieden, weil die Zeitung anders gar nicht machbar gewesen wäre", heißt es in einem Eintrag, in dem auf die "Gründergeneration" verwiesen wird, die anfangs zum Großteil sogar völlig auf Bezahlung habe verzichten müssen.

Trotz zahlreicher Lohnerhöhungen seien die Gehälter bei der "taz" auch in den vergangenen Jahrzehnten auf niedrigem Niveau geblieben. "Denn anders wäre die Zeitung auch heute nicht machbar", so die bittere Erkenntnis der Blattmacher. "Als auf der letzten Generalversammlung der 'taz'-Genossenschaft die Forderung nach Tariflöhnen gestellt wurde, machte die Geschäftsleitung eine einfache Rechnung auf: derzeit liegen die Gehälter auf  etwa 2/3 der in der Branche üblichen Tarife. Bei Bezahlung des vollen Tariflohns müßten also entweder 1/3 der Belegschaft entlassen werden – oder 12.000 Abonnements hinzukommen."

Ersteres sei jedoch nicht wünschenswert und Letzteres zumindest kurzfristig unrealistisch. Daher werde sich am Gehaltsniveau auch nichts ändern. Und doch verweist die "taz" in ihrem Blog-Eintrag darauf, dass die meisten sehr gerne für die Zeitung arbeiten würden, "weil das kleinere Geld durch größere Möglichkeiten, Freiheiten und ein einzigartiges Umfeld durchaus aufgewogen wird". Dass ein Redakteur auf Dauer alleine von der Freiheit bei der Recherche leben kann, darf allerdings bezweifelt werden.

Mehr zum Thema