Der Jüngste in der Familie zieht schon ordentlich Aufmerksamkeit auf sich. ProSieben Maxx, seit 3. September auf Sendung, kann mit erstaunlich guten Werten aufwarten und macht ProSiebenSat.1 damit überwiegend Freude. Im Gespräch mit DWDL.de zum 100. Sendetag am Mittwoch verweist Senderchef René Carl auf die technische Reichweite von fast 85 Prozent und das Empfangspotenzial von bereits zehn Millionen Haushalten. Auch der Marktanteil von 0,7 Prozent (14-49) kann sich nach so kurzer Zeit sehen lassen.

"Ich bin begeistert, wie schnell wir gewachsen sind", sagt Carl. "Daran sieht man, dass unsere Grundstrategie eines etwas erwachseneren ProSieben mit attraktiven Angeboten quer durch alle Genres funktioniert." Der höchste Tagesmarktanteil der ersten 100 Sendetage lag bei 2,2 Prozent, die 1-Prozent-Marke wurde an sieben Tagen überschritten. Nach einem Monatsmarktanteil von 0,4 Prozent im Startmonat September schaffte ProSieben Maxx im Oktober und November jeweils 0,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Männer-Konkurrent RTL Nitro, gestartet im April 2012, hatte diesen Wert erstmals nach acht Monaten erreicht.



Keine Frage, dass René Carl, zugleich Co-Geschäftsführer von ProSieben, den Aufwärtstrend fortschreiben will. Der Ausbau der Verbreitung steht in den nächsten Monaten weiter oben auf der Tagesordnung. Derzeit laufen etwa Gespräche mit SES über die Verbreitung via HD+. Und auch ein Marktanteilsziel hat Carl fest im Auge: "Wir wollen 2014 den einen oder anderen Monat mit einer Eins vor dem Komma abschließen. Mittelfristig möchte ich die Eins auch im Jahresmarktanteil erreichen. Im Sportjahr 2014 mit Olympischen Spielen und Fußball-WM plane ich damit aber noch nicht."

Programmlich bekommt ProSieben Maxx im ersten Quartal 2014 jedenfalls Verstärkung, die dabei helfen soll. Vom 5. Februar an bestreiten "The Americans" die Mittwochs-Primetime. Die US-Serie von FX Networks spielt in den 1980er Jahren und handelt von zwei KGB-Agenten, die sich in einer Vorstadt von Washington als amerikanisches Ehepaar ausgeben. Genau am Tag des Deutschland-Starts geht der Publikums- und Kritikererfolg in den USA in seine zweite Staffel. Anders als bisherige Mittwochsserien wie "Homeland", "House of Cards" oder "Sons of Anarchy" wird ProSieben Maxx "The Americans" nicht im Original mit Untertiteln, sondern deutsch synchronisiert zeigen.

Dennoch legt Senderchef Carl Wert auf die Feststellung, dass es davor und danach bei OmU-Ausstrahlungen am Mittwochabend bleibt. Wie bereits berichtet, startet etwa am 8. Januar die kurzlebige NBC-Crime-Serie "Awake". Später folgt "Justified" von FX Networks, das 2012 in synchronisierter Fassung bei kabel eins lief, dort jedoch floppte. "Die OmU-Serien tun sich unter reinen Quotengesichtspunkten mitunter noch etwas schwer", so Carl. "Aber das überrascht mich nicht, weil wir damit natürlich eine relativ spitze Zielgruppe ansprechen. Für uns ist das ein wichtiger USP, zu dem wir sehr viel positives Feedback erhalten. Wir zeigen weiter OmU-Serien."

Bei den synchronisierten Serien setzt Carl auch auf ein Comeback des Mystery-Klassikers "Akte X". Scully und Mulder werden - erstmals in nachbearbeiteter HD-Version - ab 20. Januar am Montagabend ermitteln. Zum Start programmiert ProSieben Maxx sechs Folgen am Stück ab 20.15 Uhr, ab 27. Januar laufen dann jeweils Doppelfolgen um 22.30 Uhr. Zuvor steht bereits am 1. und 2. Januar ein Marathon der sechsten "24"-Staffel auf dem Programm. Dienstags gibt es ab 7. Januar ein Wiedersehen mit allen "Star Trek"-Spielfilmen.

Bei den Doku-Soaps holt Carl mit "Duck Dynasty" den größten Kult- und Quotenhit des US-Senders A&E ins Free-TV, der in Deutschland zunächst ab 20. Januar beim Biography Channel im Pay-TV zu sehen sein wird. Die höchst amüsante Reihe zeigt das Leben der eigenwilligen Südstaatenfamilie Robertson, die es mit Zubehör für die Entenjagd zu Millionären gebracht hat. ProSieben Maxx sendet "Duck Dynasty" ab März auf einem noch nicht genannten Sendeplatz. Das Doku-Soap-Line-up am Samstagabend besteht ab 4. Januar aus "Ax Men" um 20.15 Uhr, "Barter Kings" um 21 Uhr und "American Restoration" um 21.45 Uhr.

Zwei wesentliche Korrekturen musste Carl in den ersten 100 Tagen am Programm vornehmen. Die erste wurde ziemlich schnell fällig, da die Idee, große ProSieben-Shows vom Samstag sowie "Circus HalliGalli" am Sonntagabend zu wiederholen, beim Publikum durchfiel. Mit Spielfilmen fährt ProSieben Maxx dort nun erheblich besser. Gerade erst wurden die Primetime-Programme von Donnerstag und Freitag gegeneinander ausgetauscht, weil sich die Info-Schiene (u.a. "Galileo 360°") am Freitagabend schwer tat. Dort laufen jetzt die Sitcoms (u.a. "Two and a Half Men"), die so nicht mehr mit den RTL-Nitro-Sitcoms am Donnerstag konkurrieren müssen.

Da ProSieben Maxx aber nicht nur die Väter bedient, sondern mit dem vierstündigen "Yep!"-Programmblock am Nachmittag auch die Söhne, darf dieser in der Zwischenbilanz nicht fehlen. Mit Marktanteilsspitzen von bis zu 8,4 Prozent bei sechs- bis 13-jährigen Jungen und bis zu 5,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen zeigt sich Carl sehr zufrieden. Wenig überraschend sind besonders "One Piece", "Naruto" und "Yu-Gi-Oh!" gefragt. Mit den Anime-Serien konnte man in die Lücke vorstoßen, die RTL II beim Ausmustern des Genres hinterlassen hatte. Mit "Dragonball" ab Januar und neuen "One Piece"-Folgen ab Frühjahr dürfte der Kult weitergehen.

Der rasche Erfolg schlägt sich offenbar auch in der Kasse nieder. Dem Vernehmen nach hat ProSieben Maxx schon jetzt das Doppelte dessen eingespielt, was ursprünglich als Erlöspotenzial für 2013 angenommen worden war. Früher als geplant wurden reguläre vier- bis sechsminütige Werbeblöcke in der Primetime eingerichtet. Künftig will SevenOne Media wohl verstärkt Crossover-Pakete mit Spots auf ProSieben und seinem noch jungen Bruder für die etwas ältere Zielgruppe verkaufen.