Schon Thomas Gottschalk ärgerte sich einst in schöner Regelmäßigkeit über die Berichterstattung zu "Wetten, dass..?" - da steht ihm sein Nachfolger inzwischen in nichts nach. Markus Lanz, der sich seit seinem Einstand vor mehr als einem Jahr teils heftiger Kritik ausgesetzt sieht, denkt allerdings nicht ans Aufhören. Dass die kommende Sendung womöglich bereits seine letzte sein könnte, bezeichnete er in einem Interview mit dem "Stern" als "völligen Quatsch". Lanz: "Jetzt aufzuhören, wäre uncool. Schon um ein paar Leute aus der Meute zu ärgern, muss ich weitermachen. Das Wichtigste aber ist: Es gibt Millionen von Menschen, die diese Sendung lieben."

Trotz der stark gesunkenen Quoten sehe er sich nicht als Verlierer. Er finde er vielmehr schade, "dass man Millionen Menschen etwas kaputtschreibt", so Lanz. "Wenn Sie dauernd den Untergang herbeischreiben, dann kriegen Sie ihn auch." Dass "Wetten, dass..?" unter medialer Dauerbeobachtung steht, hänge damit zusammen, dass die Sendung der "große Platzhirsch" sei. Jeder wisse, wenn er den angreife, bekomme er Aufmerksamkeit, "kriegen die Onlinemedien die gottverdammten Klicks, die sie brauchen - für Werbung. Es ist ein Geschäft." Lanz: "Es geht um Angebot und Nachfrage. Um knallharte Zahlen. Ums nackte Überleben."

Im "Stern" betonte der Moderator zwar, "tolle Momente" bei "Wetten, dass..?" erlebt zu haben. "Es kam aber auch so, wie ich es mir in meinen schlimmsten Albräumen ausgemalt habe." Etwa, als "Bild.de" die Schlagzeile "Fack ju, Lanz!" gebracht habe. Da sei "noch mal der ganze Hass in seiner reinsten Form hochgekommen". Lanz: "Wenn Sie keine guten Nerven haben, dann dürfen sie das nicht machen." Schon der Tag, an dem er den Zuschlag zur Moderation bekommen habe, sei für ihn "kein Tag der Freude" gewesen. "Ich wusste, dass ich auf eine Lichtung rausgehe, und die Typen sitzen schon da mit gespannter Flinte". So habe ihn der "Spiegel" schon "erledigt, bevor die erste Minute gesendet war".

Und auch für die Kritik aus dem Netz findet Markus Lanz im "Stern"-Interview kritische Worte. "Wenn der Shitstorm kommt, müssen Sie in der Lage sein, gedanklich einfach mal die Spülung zu drücken. Wenn Sie das nicht tun, gehen Sie kaputt." Zugleich gibt der "Wetten, dass..?"-Moderator jedoch auch Fehler zu, vor allem mit Blick auf das umstrittene Sommerspecial auf Mallorca. Über die Situation mit dem Hollywood-Star Gerald Butler, der sich während der Show Eiswürfel in den Schritt kippen musste, sagt Lanz inzwischen: "Das hätten wir nicht machen sollen." Und mit Blick auf die Limbo-Szene, die ihm Buhrufe einbrachte, gibt er zu: "Am liebsten wäre ich aus der Arena gerannt."

Lanz selbst sieht die Diskussion um "Wetten, dass..?" aber zumindest teilweise noch entspannt und fragt ganz realistisch: "Handle ich mit Waffen oder verkaufe ich Frauen? Was mach' ich denn? Fernsehen." Für sein Seelenheil sei letztlich ohnehin nur eines wichtig: "Dass ich für meinen Sohn und meine Frau ein Held bin, und wenn der Rest mich als Deppen sieht, ist es auch in Ordnung."