Die 1948 gegründete Münchner "Abendzeitung" hat am heutigen Morgen beim Amtsgericht München Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt, wie aus einer Mitteilung des Verlags hervorgeht. Seit 2001 haben sich die Verluste demnach auf rund 70 Millionen Euro summiert, allein im vergangenen Jahr sei ein Minus von zehn Millionen Euro angefallen - und die ersten beiden Monate des Jahres 2014 seien erneut schwächer als im Vorjahr gelaufen.

Aufgrund dessen sehe sich die Eigentümer-Familie Friedmann nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Rücklagen des Unternehmens waren in den letzten Jahren aufgebraucht worden, zudem hatte man sukzessive das "Tafelsilber" veräußert. So wurde das Gebäude in der Sendlinger Straße verkauft, der "Frankenreport" wurde ebenso wie die Nürnberger Ausgabe der "Abendzeitung" war 2010 veräußert, letztere ist inzwischen eingestellt. Auch die Rundfunkbeteiligungen am Funkhaus Nürnberg, Radio Gong und der mbt wurden längst zu Geld gemacht. Dazu kamen nach Verlagsangaben weitere Bareinlagen in Höhe von mehreren Millionen Euro - doch auch diese Mittel sind nun offenbar aufgebraucht.

Einen finanzkräftigen Partner habe man bislang nicht finden können, "nicht zuletzt wegen der nach wie vor restriktiven kartellrechtlichen Situation", so der Verlag. Nun hofft man, dass im Zuge des Insolvenzverfahrens ein Investor gefunden werden kann - andernfalls drohen bei der Münchner "Abendzeitung" nach 66 Jahren die Lichter auszugehen. Einstweilen kann die "Abendzeitung" aber weiter erscheinen.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Axel W. Bierbach bestellt worden. Der erklärte auf einer Mitarbeiterversammlung: "Der Verlag hat rechtzeitig den Insolvenzantrag gestellt und damit gute Voraussetzungen für eine Fortführung geschaffen. Es geht jetzt im ersten Schritt darum, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und sich einen Überblick zur wirtschaftlichen Lage des Verlags und zu möglichen Zukunftsoptionen zu verschaffen. Es besteht kein Zweifel, dass die Abendzeitung eine starke Marke und eine feste Größe im deutschen Boulevardjournalismus ist. Wichtig ist nun, dass Leser und Anzeigenkunden  ihrem Blatt in dieser Phase die Treue halten."

Die Münchner "Abendzeitung", die derzeit 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt, darunter 50 in der Redaktion, kam zuletzt noch auf eine verkaufte Auflage in Höhe von 105.751 Exemplaren, wovon allerdings ein Drittel als "sonstige Verkäufe" gekennzeichnet sind, die in der Regel also verbilligt abgegeben werden. Im Jahr 2001 lag die verkaufte Auflage noch bei rund 160.000.

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