Einmal Ausstieg und zurück: Anfang 2013 gab die Mediengruppe RTL Deutschland bekannt, die Verbreitung ihrer Free-TV-Sender via DVB-T einzustellen. Neben den hohen Kosten gab man vor allem die Tatsache angeführt, dass die Frequenzen nicht über das Jahr 2020 hinaus gesichert seien. Nicht zuletzt wollte die RTL-Gruppe offenbar also auch Druck auf die Politik machen, die über eine Umwidmung der DVB-T-Frequenzen für den Mobilfunk nachdachte. Nachdem die Große Koalition Ende 2013 signalisiert hatte, die für DVB-T erforderlichen Frequenzen zu sichern, gab die Mediengruppe RTL bereits bekannt, den Ausstieg nochmal zu überdenken. Nun gibt es tatsächlich den offiziellen Ausstieg aus dem Ausstieg.

"Bis auf weiteres" werde man RTL, Vox, Super RTL und RTL II sowie in Berlin auch n-tv via DVB-T verbreiten lassen. Den zum Jahresende auslaufenden Vertrag mit Media Broadcast hat die Mediengruppe RTL dafür um zunächst zwei Jahre verlängert. Hintergrund ist die Aussicht auf die Einführung von DVB-T2, die ab 2016 angestrebt ist. Damit zeichne sich für die RTL-Gruppe "erstmals ein tragbares kommerzielles Geschäftsmodell für digitales Antennenfernsehen ab". Über diese Plattform sollen dann die Free-TV-Sender der Mediengruppe RTL Deutschland in HD-Qualität und verschlüsselt angeboten werden. Ob es wirklich dazu kommt, hänge aber davon ab, ob die Politik weitere Rahmenbedingungen schaffe.

Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland: "DVB-T ist ein spannendes Beispiel für die hohe Relevanz von Politik und Regulierung für einen funktionierenden Medienmarkt in Deutschland. Wir haben wie versprochen nach dem Commitment der Berliner Koalition zu den Frequenzen nun den nächsten Schritt gemacht. Ob das zu einer langfristigen Versorgung der Bevölkerung mit terrestrischem Fernsehen führt, hängt jetzt wiederum von den ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen ab. Eine Zukunft für DVB-T kann es nur mit einer ökonomisch tragfähigen DVB-T2 Plattform geben. Wenn die Regulierungsbehörden von Bund und Ländern die besondere Situation bei der Terrestrik und da vor allem die geringen technischen und ökonomischen Spielräume anerkennen, kann es gelingen, diese Empfangsalternative für Zuschauer und Sender langfristig zu erhalten."

Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung bei der Mediengruppe RTL Deutschland, ergänzt: "Die geplante Einführung von DVB-T2 eröffnet dem digitalen terrestrischen Fernsehen eine echte Zukunftsperspektive. Als privatwirtschaftlicher Fernsehanbieter können wir unter Kostengesichtspunkten unsere Verbreitung über die digitale Terrestrik nur dann fortsetzen, wenn es gelingt, diese mittelfristig wirtschaftlich profitabel zu gestalten. Mit der angestrebten Verbreitung unserer HD-Programme über eine DVB-T2 Plattform rückt diese Option in greifbare Nähe."

Erfreut zeigt sich auch der DVB-T-Betreiber Media Broadcast. Wolfgang Breuer, Vorsitzender der Geschäftsführung: "Wir freuen uns sehr, dass die Mediengruppe RTL Deutschland sich für eine übergangsweise Fortführung der DVB-T-Ausstrahlung entschieden hat und damit den Weg für einen Wechsel ihrer Sender auf DVB-T2 öffnet. Für die Zuschauer bleibt damit die Breite des DVB-T-Angebotes mit Inhalten der großen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendergruppen gesichert, und digitales terrestrisches Fernsehen mit einer noch größeren Sendervielfalt und besserer Bildqualität über DVB-T2 gewinnt an Fahrt. Wir treiben die Einführung von DVB-T2 im Schulterschluss mit allen TV-Sendern voran und wollen dem Zuschauer möglichst schon 2016 ein noch breiteres Programmangebot auch in HD bieten. Es ist gut, die Mediengruppe RTL mit ihrer attraktiven Senderfamilie hierfür an Bord zu wissen."

Ausgenommen von der vorübergehenden Fortführung sind allerdings die Regionen Stuttgart und Halle/Leipzig. Dort hatte man auf eine andere Technologie gesetzt und als Viseo+ Extra sogar die Verbreitung von Pay-TV-Programmen ermöglicht. Die Ausstrahlung der RTL-Sender dort endet zum Ende dieses Jahres. Auch im Großraum München wird es erstmal keine Rückkehr der Sender der Mediengruppe RTL Deutschland geben. Dort war die Verbreitung aufgrund anderer Vertragslaufzeiten bereits im vergangenen Jahr eingestellt worden.