Die nackten Zahlen enttäuschen erst einmal: Mit einer Druckauflage von 50.000 Stück ist "Neustart" im April in die Kioske gekommen. Verkauft wurden letztendlich nur 7.200 Hefte im freien Handel, über den hauseigenen Shop konnte man noch einmal 550 Stück verkaufen. Hinzu kommen 150 digitale Exemplare. "Die Zahlen hätten besser sein können", geben die Macher auf ihrer Hauptseite von "t3n" auch offen zu. Enttäuscht sei man aber nicht. 

Für eine Erstausgabe seien knapp 8.000 verkaufte Exemplare durchaus in Ordnung gewesen, sagen die Macher. "Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Print-Titel in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Wachstum glänzen." Dennoch wird es mit dem "Neustart"-Magazin nicht weiter gehen - nach der Erstausgabe ist nun auch schon wieder Schluss. "t3n"-Redaktionsleiter Luca Caracciolo spricht von einem "erfolgreichen Ende".

So sei das Magazin in den vergangenen Monaten von den "t3n"-Redakteuren neben ihrer regulären Arbeit gestemmt worden, es wurden also keine neuen Mitarbeiter eingestellt. "Neustart" sei aber eine eigenständige Marke, die man in Zukunft unabhängig von "t3n" aufbauen, pflegen und ausbauen müsste. "Eine Vielzahl zusätzlicher Ressourcen wären nötig, vor allem neue Mitarbeiter sowie zusätzliche Bürofläche - was die Schaffung neuer Arbeitsprozesse und Organisationsstrukturen zur Folge hätte", erklären die Macher. Das mache es dem kleinen Verlag mit etwa 30 Mitarbeitern unmöglich, "Neustart" in der angedachten Form weiter zu produzieren. "Anders als ein Großverlag, der sechs- bis siebenstellige Summen in ein solches Projekt investiert."

Den Kritikern, die den Machern nun vorwerfen, sie seien zu naiv an die Sache herangegangen, entgegnet die Redaktion: "Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmenskultur, Dinge auszuprobieren. Einfach zu machen, auch wenn es anfangs noch keinen genauen Plan gibt; eine Idee mal anzupacken und zu sehen, was am Ende daraus wird; Dynamik zuzulassen, Denkverbote aufzubrechen und herkömmliche Arbeitsstrukturen zu umgehen, auch wenn sie sich seit Jahren als vernünftig und richtig herausgestellt haben." Man betreibe an Art "Learning by Doing" - "und wenn etwas nicht klappt, ist das kein Beinbruch." 

In Zukunft wollen sich die Journalisten wieder auf ihr Hauptprojekt "t3n" fokussieren. "Es ist uns wichtiger, wenige Dinge gut zu machen und weiter organisch und nachhaltig zu wachsen, als immer mehr Produkte an den Start zu bringen." 

"Neustart" wurde als Magazin für den "digitalen Aufbruch" beschrieben und kostete 3,90 Euro. Man wollte den Lesern einen Einblick in die digitale Welt geben, aber auch die zuletzt aufkommenden, kritischen Diskussionen über die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft thematisieren.

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