In der amerikanischen Kleinstadt Ferguson herrscht Chaos, seit ein weißer Polizist einen unbewaffneten schwarzen Teenager erschoss. Auch in der Nacht kam es wieder zu schweren Ausschreitungen. Dabei wurden mehrere Journalisten festgenommen, darunter auch Kollegen aus Deutschland. Zu den Festgenommenen zählt auch "Bild"-Repoter Lukas Hermsmeier, der noch am frühen Morgen deutscher Zeit aus Ferguson twitterte. Warum er in der Nacht verhaftet wurde, ist nach Angaben des Verlags noch unklar. Via Twitter verlangte "Bild.de"-Chefredakteur Julian Reichelt die Freilassung des 26-Jährigen sowie aller weiterer Journalisten.

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Zuvor waren bereits die deutschen Journalisten Ansgar Graw und Frank Herrmann in der amerikanischen Stadt festgenommen worden. Herrmann schreibt für mehrere Regionalzeitungen, Graw für die "Welt"-Gruppe. Beide befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß. In einem auf "Welt Online" erschienen Artikel schrieb Ansgar Graw mittlerweile über den "Tag, an dem die US-Polizei mein Feind" wurde. Darin erklärt er, dass sein Kollege und er verhaftet wurden, als sie gerade Fotos machen wollten. In Transportern geht es schließlich zum Gefängnis. "Bei dieser Fahrt werden wir getrennt: Mich zwängt man in eine kleine Zelle direkt hinter der Fahrerkabine. Es stinkt nach Urin. Kollege Herrmann muss im hinteren Teil Platz nehmen, in den sechs bis acht Gefangene passen", so Graw in seinem Artikel.

Drei Stunden nach der Festnahme habe es trotz mehrfacher Bitten noch immer nichts zu trinken gegeben. Danach sei dann alles ganz schnell gegangen - die Journalisten hätten ihre Habseligkeiten bekommen und durften wieder gehen. "Keiner hat auf uns geschossen, keiner hat uns wirklich brutal behandelt. Aber mein kindliches Vertrauen, das auch in den von mir so leidenschaftlich gegen die vielen Kritiker in Schutz genommenen USA Polizisten trotz ihres oft rauen und unnahbaren Auftretens dein Freund und Helfer sind, ist dahin", so Graw, der die Festnahme als "neue Erfahrung" bezeichnet.

"Ich war in etlichen Krisengebieten, ich war in Bürgerkriegsregionen in Georgien, im Gazastreifen, illegal im Kaliningrader Gebiet, als die damalige Sowjetunion westlichen Reisenden den Zugang noch streng verwehrte, ich war in Afghanistan, im Irak, in Vietnam und in China, ich habe heimlich Dissidenten auf Kuba getroffen. Aber um mich von Polizisten fesseln und rüde anschnauzen zu lassen und ein Gefängnis von innen zu sehen, musste ich nach Ferguson und St. Louis in Missouri in den Vereinigten Staaten von Amerika reisen."

Inzwischen haben die Reporter ohne Grenzen die offenkundig willkürlichen Festnahmen und die Arbeitsbehinderungen von Journalisten in Ferguson kritisiert. "Es ist völlig inakzeptabel, dass die Polizei in Ferguson Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit behindert und sogar inhaftiert", so ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff. "Wir verlangen umgehend, dass die Journalisten in Ferguson ihre Arbeit machen können, ohne Angst haben zu müssen, von der Polizei aufgehalten, festgenommen oder gar beschossen zu werden. Die aktuellen Vorkommnisse stellen gravierende Verletzungen der Pressefreiheit dar."

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