Lange haben Call-In-TV-Betreiber versucht, ihre Kritiker einzuschüchtern und mundtot zu machen. Diese warfen den Unternehmern immer wieder Betrug vor und sprachen von "Fake Anrufern" in Call-In-Sendungen. Jetzt gibt es späte Genugtuung für die Kritiker: Drei Call-In-Betreiber wurden nach Informationen des "Standard" verhaftet - zwei in Deutschland, einer in Österreich. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt schon seit Jahren wegen gewerbmäßigen Betrug bzw. Beihilfe dazu. 

Offenbar haben nun Zeugen ausgesagt, die die drei Betreiber schwer belasten. Laut dem Haftbefehl, aus dem der "Standard" zitiert, sei die Durchschaltung von Anrufern in Sendungen "entgegen der Darstellung durch die Moderation technisch unterbunden worden". Außerdem sprechen die Beamten im Haftbefehl von "Fake-Anrufern". Diese Bezeichnung hatten Kritiker entsprechender Formate in der Vergangenheit auch gewählt, wurden dafür von den Call-In-Betreibern aber erfolgreich abgemahnt. 

Abgelaufen sein soll das ganze dann so: Die "Fake Anrufer" hielten sich während der Sendung zur Verfügung, um ins Studio durchgestellt zu werden. Die Antworten auf die Fragen bekamen sie vorab. Die Gewinne wurden natürlich nicht ausgeschüttet bzw. später wieder einkassiert, behalten durfte der Helfer aber immerhin 500 Euro. Ab 2009 sollen die Betreiber sogar mit Stimmverzerrer gearbeitet haben.

Der Call-In-TV-Boom hat sich in Deutschland längst gelegt. Spätestens nach dem Aus von 9Live im Jahr 2011 liegt die Branche brach. ProSiebenSat.1 stellte den Sender damals erst um, später dann ein, weil die Anruferzahlen, und damit die Umsätze, dramatisch einbrachen. Trotzdem gibt es noch, einige wenige, Call-In-Sendungen im Fernsehen. So hat Sport1 nach wie vor sein "Sportquiz" im Programm. 

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