Ein Blog-Eintrag des Journalisten Sebastian Heiser sorgt in diesen Tagen bei der "Süddeutschen Zeitung" für einigen Wirbel. Vor acht Jahren war Heiser, der inzwischen für die "taz" schreibt, zehn Wochen lang als "SZ"-Redakteur tätig. Erst jetzt führte er unter dem Schlagwort "SZ-Leaks" umfangreich auf, wie Anzeigenkunden der "Süddeutschen" Einfluss auf die Berichterstattung genommen haben sollen. Dabei seien angeblich sogar Anleitungen zur Steuerhinterziehung gedruckt worden.

Heiser veröffentlichte in diesem Zusammenhang teils heimlich erstellte Tonband-Aufnahmen. "Die Heuchelei, mit der die Süddeutsche Zeitung sich heute über Steuerhinterziehung empört, kann ich nicht länger ertragen", so Heiser über die Gründe für die Zeitpunkt des Erscheinens seiner Vorwürfe. Gegenüber "Meedia" wies Wolfgang Kracht, stellvertretender Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung" inzwischen Heisers Vorwurf, im Jahr 2007 redaktionelle "Schleichwerbung für Steuerhinterziehung" betrieben zu haben, zurück. "Dies trifft nicht zu", sagte Krach in einer Stellungnahme.

Und weiter: "Die 'Süddeutsche Zeitung' hat auf einer Sonderseite zum Thema 'Geldanlage im Ausland', die am 30. Mai 2007 erschienen ist, darüber berichtet, dass nach Schätzungen der Deutschen Steuer-Gewerkschaft 'deutsche Anleger im Ausland circa 350 Milliarden Euro aus unversteuerten Einnahmen angelegt haben'", so Krach. In einem Artikel mit der Überschrift "Grenzenlose Rechnung" sei dargelegt worden, dass es auch legale Anlage-Möglichkeiten gebe. "Diese legalen Möglichkeiten werden in dem Text erläutert - verbunden mit dem Hinweis, dass ein Teil dieser Anlagen 'erheblichen Verlustrisiken' unterlägen."

Zudem sei auf anfallende Steuern hingewiesen worden, die allerdings niedriger seien als in Deutschland. "Die Behauptung, der Text betreibe 'Schleichwerbung für Steuerhinterziehung' oder 'unverhohlene Werbung für Steuerhinterziehung', ist aus Sicht der Redaktion nicht nachvollziehbar", erklärte Krach in seinem Statement. Auch Heisers Behauptung, er habe Artikel einer Sonderveröffentlichung der Anzeigenabteilung zur Abnahme vorlegen müssen, wies der stellvertretende "SZ"-Chefredakteur zurück und kritisierte den Journalisten zudem dafür, die Chefredaktion vor seiner Veröffentlichung nicht mit den Anschuldigungen konfrontiert zu haben. 

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