Die "taz" sieht sich offenbar einer Abhöraffäre ausgesetzt. Wie die "Welt" und das NDR-Medienmagazin "Zapp" am Freitag übereinstimmend berichteten, sollen mithilfe eines sogenannten Keyloggers Daten von Redaktions-Computern abgegriffen worden sein. Ein solcher Keylogger ermöglicht es, sämtliche Tastatureingaben an einem Rechner aufzuzeichnen. Pikant: Unter Verdacht steht ein Mann aus den eigenen Reihen. Nach Informationen von "Welt" und "Zapp" geht es um den Enthüllungsjournalisten Sebastian Heiser.

Dieser hatte erst vor wenigen Tagen schwere Vorwürfe gegen die "Süddeutsche Zeitung" erhoben und diese mit heimlich mitgeschnittenen Gesprächen belegen wollen - ein Vorgehen, das Rechtsexperten für juristisch fragwürdig halten. "taz"-Chefredakteurin Ines Pohl wollte sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern. Ihr Kollege Andreas Rüttenauer nannte gegenüber dem NDR-Magazin zwar keinen Namen, bestätigte aber, dass derzeit ein Mitarbeiter des Blattes unter Verdacht stehe. Keine Antwort gibt es derweil von Sebastian Heiser selbst. Ihn zu erreichen, gelang laut "Zapp" weder telefonisch noch per Mail. Wer versucht, ihn über seine "taz"-Adresse anzumailen, erhält eine automatische Antwort: "User unknown".

Gegenüber der "taz"-Chefredaktion soll Heiser jedoch nach Angaben der "Welt" jegliche Anschuldigungen abgestritten und sich als "unschuldig" bezeichnet haben. Hausverbot wurde dem Journalisten allerdings trotzdem erteilt. Die Chefredaktion des Blattes traf sich unterdessen am Freitag zu einer Krisensitzung. Die medienethische Debatte, die Heiser durch seinen Blog-Eintrag über die "Süddeutsche Zeitung" auslöste, dürfte sich nun noch einmal verschärfen. Immer wieder hatte sich der Enthüllungsjournalist in der Vergangenheit für Transparenz stark gemacht. Daran wird sich Sebastian Heiser nun messen lassen müssen.

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