Eigentlich wurde der Vertrag mit Brian Sullivan erst im vorigen Jahr bis Ende 2016 verlängert. Umso überraschender, dass der Chef von Sky Deutschland in der vorigen Woche seinen baldigen Abschied ankündigte. Viel wurde daraufhin spekuliert, inwiefern seine Entscheidung mit der Fusion der Sky-Gesellschaften in Großbritannien, Deutschland und Italien zusammenhängt. Dass Sullivan das Unternehmen im Streit verlässt, wies Jeremy Darroch, CEO von Sky, nun in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" zurück. "Er hat in Deutschland großartige Arbeit geleistet, aber nach fünf Jahren hatte er das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten zurückzuziehen."

Eine neue Strategie für den deutschen Markt wird es durch den Wechsel aber erstmal nicht geben. "Mit kurzfristigen Änderungen ist sicher nicht zu rechnen", betonte Darroch mit Blick auf Carsten Schmidt, der Sullivans Nachfolge antreten wird. Für die Zukunft setzt der Sky-Chef auf weiteres Wachstum - nicht zuletzt in Deutschland, wo James Murdoch sogar bereits das Ziel von zehn Millionen Abonnenten formulierte. Tatsächlich scheint auch Darroch das nicht für unrealistisch zu halten, obwohl der Pay-TV-Konzern hierzulande derzeit gerade erst die Marke von vier Millionen Kunden überschritten hat. "Wir halten nichts davon, unsere Erwartungen zu beschränken", sagte er in der "SZ". Ein Limit werde man sich nicht setzen.

Helfen soll nicht zuletzt der Fußball, der jedoch auch äußerst teuer ist, wie die Milliarden-Investitionen für die Premier League gerade erst wieder eindrucksvoll zeigten. Erwirtschaften will Sky die Kosten durch weiteres Wachstum, aber auch durch eine Steigerung der Effizienz. Darroch: "In Großbritannien haben wir in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent beim Umsatz zugelegt, und das von einem bereits sehr hohen Niveau aus. Die Qualität unseres Angebots steigt, die Zahl unserer Angebote nimmt zu, und gleichzeitig schaffen wir es, die operativen Kosten weiter zu senken. Das alles erweitert unseren Spielraum für Investitionen und eine Verbreiterung des Angebots."

Die Sorge, der englische Fußball könne durch das Geld von Sky übermächtig werden, teilt Jeremy Darroch wenig überraschend nicht. "Wir sind in Europa der größte Investor in den Sport", betonte er. "Wir glauben an den Sport, und je attraktiver er wird, umso besser ist das für uns, weil dann mehr Menschen unsere Angebote abonnieren. Wir haben also Appetit auf Investitionen." Auch die Bundesliga sei bedeutend. "Wir haben eine gute Ausgangsposition, wenn die Rechte im kommenden Jahr wieder vergeben werden. Wir werden unser Bestes geben und hoffentlich wieder zum Zuge kommen." Grundsätzlich sei Deutschland auf einem sehr guten Weg. Man verfolge einen langfristigen Ansatz, so Darroch. "Wir investieren, und über die Zahlt zeit sich das dann aus. Es gibt keinen Grund, wieso Deutschland nicht in näherer Zukunft unterm Strich profitabel sein sollte."

Vorteile soll der Zusammenschluss der verschiedenen Sky-Unternehmen nach Angaben des CEO vor allem bei Verhandlungen mit Filmstudios oder Sportrechte-Vermarktern bringen. "Außerdem git es manches, wo wir durch Vereinheitlich Geld sparen können. Nehmen Sie unsere Receiver. Die sind bisher fast alle gleich, aber trotzdem irgendwie verschieden. Zum Beispiel die Farbe der Fernbedienungen. Ein mattes Grau in Italien, glänzend-grau in Großbritannien, schwarz in Deutschland." Noch wichtiger als die Farbe der Fernbedienungen dürften aber die fiktionalen Eigenproduktionen sein. "Wir denken gerade darüber nach, wie wir Eigenproduktionen ausbauen können. Übrigens auch in Deutschland, denn auch dort haben wir Pläne für eine eigene Serie", sagte Darroch in der "Süddeutschen Zeitung".

"Die Märkte in Europa sind kulturell sehr verschieden, und deswegen wollen wir den Zuschauern in den einzelnen Ländern neben den besten Filmen und Serien aus den USA auch Programme aus ihren eigenen Ländern bieten." Dass der neue Konzern nur Sky und nicht Sky Europe heißt, hat nach Aussagen des Chefs übrigens nichts mit einer Europaskepsis tun, versicherte Jeremy Darroch. "Wir mögen alle den Namen Sky", sagte er. "Aber 'Europe' als Teil des Namens würde uns geografisch nur einschränke." Der Mann hat also noch viel vor.

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