Dass sich das ZDF in seinen Nachrichten um eine neue Zuschaueransprache bemüht, wird seit Wochenbeginn deutlich: Seither experimentieren die Mainzer auch nach außen sichtbar mit kurzen Clips und längeren Beiträgen auf Twitter und Facebook. "heute +" nennt sich das Projekt, das auch im Fernsehen eine Rolle spielen wird - als frisches Nachfolge-Format von "heute nacht", mit dem der Sender in erster Linie jüngere Zuschauer im Blick hat, also jene, die sich bislang eher selten im ZDF informieren (DWDL.de berichtete). Nachdem der Testbetrieb gerade erst angelaufen ist, geht jetzt alles umso schneller: Wie das ZDF gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte, wird "heute +" erstmals am 18. Mai auf Sendung gehen.

Ihre Premiere werden die Nachrichten von "heute +" jeweils noch vor der TV-Ausstrahlung im Netz feiern: Geplant ist, die Sendung täglich zunächst um 23:00 Uhr live über alle Plattformen, also etwa die Mediathek oder die ZDF-App, live zu streamen. Eine weitere Ausgabe soll dann live auf dem bisherigen "heute nacht"-Sendeplatz im linearen Fernsehprogramm gesendet werden. Ziel ist es aber, die einzelnen Inhalte der Sendung den ganzen Tag über bereits vor der TV-Ausstrahlung online und über soziale Netzwerke zu verbreiten.

"Wir bringen unsere Nachrichten an neue Publika. Auch bei jüngeren Zuschauern gibt es ein großes Interesse an unseren Nachrichten, wenn diese sie denn erreichen würden", sagt ZDF-Nachrichtenchef Elmar Theveßen. "Deswegen wollen wir ihnen über Facebook, Twitter, Instagram und anderen Netzwerken verlässliche Informationen bieten, die sich unterscheiden von dem, was sie dort sonst oft geboten bekommen. 'heute +' bietet einen Blickwinkel, der kritisch ist, die Nachrichten gegen den Strich bürstet und der Lebenswirklichkeit jüngerer Zuschauer entspricht."

heute +© Screenshot ZDF

Das Studio von "heute +" wird sich deutlich von der bisherigen "heute"-Anmutung unterscheiden. Aber nicht nur das: So sollen Ansprache und Tonalität "auf Augenhöhe mit dem interneterfahrenen Publikum" stattfinden, heißt es von Seiten des Senders, der alles will, nur "kein Nachrichten-Hochamt". Prägendes Element soll stattdessen der Dialog zwischen Zuschauern und Nachrichtenmachern sein - ganz so, wie man das schon aus der "heute plus"-Sendung kannte, deren letzte Ausgabe an diesem Freitag bei ZDFinfo lief. Mit Blick auf das neue Format verspricht das ZDF eine "frische Marke für exzellenten, kritischen und mutigen Echtzeitjournalismus", für den Moderatoren und Beiträge mit Haltung stehen sollen.

Daniel Bröckerhoff© Deryl William Collins
Als Moderator von "heute +" hat das ZDF Daniel Bröckerhoff (Foto) verpflichtet, der als Reporter für das NDR-Medienmagazin "Zapp" und als On-Air-Reporter für die EinsPlus-Reihe "Klub Konkret" arbeitet und auch als Filmautor für "ZDFzoom" im Einsatz ist. Über die weibliche Moderatorin der Sendung schweigt sich das ZDF noch aus. Theveßen: "Unsere netzaffinen Moderatoren machen unsere Rechercheschritte deutlich, mit denen wir die Themen erschließen. Sie erklären komplizierte Zusammenhänge so, dass unser Publikum zum Weitererzählen animiert wird. Denn wir wollen ja, dass unsere Zuschauer und Nutzer die von uns angebotenen Inhalte in den sozialen Netzwerken teilen.

Einen neuen Anstrich verpasst das ZDF übrigens nicht nur seinen Nacht-Nachrichten, sondern auch den Kurznachrichten "heute in 100 Sekunden". Diese sollen ab Sommer unter dem einheitlich Titel "zdf heute Xpress" einheitlich "über alle Plattformen hinweg gebündelt“ werden, sagte Theveßen am Freitag dem "Focus". Demnach laufen derzeit die entsprechenden Abstimmungsgespräche zwischen den beteiligten Redaktionen in Mainz.

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