Ab dem 24. August zeigt das WDR Fernsehen mehr oder weniger gebündelt in zwei Wochen eine ganze Vielzahl neuer TV-Ideen (DWDL.de berichtete). Gut 20 Formate sind es. Die Strategie hinter dieser konzentrierten Programmierung erklärten am Freitag WDR-Intendant Tom Buhrow und Fernsehdirektor Jörg Schönenborn bei einem Pressegespräch in der „Wohngemeinschaft“, einer beliebten Mischung aus Cafe, Bar und Kulturstätte in der Kölner Innenstadt. Der WDR ist ja jetzt jung. Deswegen sitzen Intendant und Fernsehdirektor auf Barhockern an der Theke. Prost, WDR. Überzeugender und weniger aufgesetzt als die Location wirken die Argumente hinter der Programmoffensive.

Ein gut gelaunter Intendant („Ich bin ja sonst eher abstrakt mit unserem Produkt verbunden“) freut sich, dass über das Programm gesprochen wird - und ausnahmsweise mal nicht über Medienpolitik, Rahmenbedingungen oder Finanzierung. Kaum zumindest. Trailer einiger, aber nicht aller Formate geben Einblicke in das, was ab Montag in einer Woche on air zu sehen ist. „Wir senden zwei Wochen lang ein Feuerwerk, ohne den Druck, dass daraus zwangsläufig etwas entstehen muss“, sagt Buhrow zum Einstieg und ist erfreut über das Ergebnis der WDR-intern gebildeten Innovationsgruppe.

Diese hausintern gebildete Einheit setzt sich aus Kollegen diverser Abteilungen und Zuständigkeiten zusammen. Das Ergebnis waren unkonventionelle, schnelle Entscheidungswege und eine „gegenseitige Befruchtung“ (Buhrow), die auch Philipp Bitterling begeisterte. Er war zusammen mit Martin Hövel, Leiter der Innovationsgruppe, einer der Treiber des Projekts: „Ich war erfreut zu sehen, welcher Wumms im WDR steckt“. Es seien Ideen und Konzepte unabhängig von Sendeplätzen und Zwängen entwickelt worden. Sein Intendant Buhrow ergänzt: „So sind viel mehr Ideen entstanden als wenn man sagt: Das muss aber auch in Serie gehen können.“

Statt wie sonst im Fernsehgeschäft so üblich, lange zu überlegen, ob etwas funktionieren könnte und man dann testet und in die Marktforschung geht, habe man einfach gesagt: Macht mal eine Sendung und die zeigen wir dann. Willkommen beim WDR TV-Lab, sozusagen. Zwischenzeitlich sei zwar auch mal überlegt worden, es mit dem Start des neuen Programmschema im WDR Fernsehen umzusetzen, der für Januar geplant ist. Aber, so erklärt Fernsehdirektor Schönenborn: Wenn man das mit dem Experimentieren ernst meine, könne man den Formaten und Ideen nicht zumuten, gleich als fixe Punkte in einem Programmschema funktionieren zu müssen.

WDR-Programmoffensive© WDR/Herby Sachs

„Entscheidend ist nicht, dass hier jetzt der neue Druchbruch dabei ist. Entscheidend ist: Wir liefern jetzt zum ersten Mal. Wir meinen das ernst. Das ist kein Strohfeuer“, so Schönenborn. Im neuen Programmschema gebe es explizit diverse Lücken für Ideen, die man jetzt ausprobiere. Alledings keinen fixen, designierten „Innovations-Sendeplatz“. Dieses Konzept sei auch im WDR schließich schon zu oft gescheitert. „Ich möchte nicht den einen Innovationssendeplatz irgendwo im Spätprogramm, der umgekehrt signalisiert: Der Rest braucht nicht innovativ sein“, erklärt der WDR-Fernsehdirektor beim Pressegespräch.

Es sei auch bereits Geld eingeplant, um einige der Ideen aus dem zweiwöchigen Feuerwerk dann tatsächlich zeitnah fortzusetzen. Konkret sind es im kommenden Jahr laut Schönenborn drei Millionen Euro für Fortsetzungen der rund 20 Ideen aus der Innovationsgruppe, die man jetzt ab dem 24. August on air teste. Darunter ist beispielsweise die Kurzform „Kurvenklänge“, in denen das WDR-Funkhausorchester in den Fankurven der NRW-Bundesligavereine Fangesänge begleitet hat. Ein klassisches Crossmediales Projekt, schwärmt Buhrow. Sein Fernsehdirektor ergänzt, dass man hier auch wunderbar das Orchester beteiligen konnte.

Eine ungewöhnliche Idee, die nicht in Fernseh-Denkweise als Format entwickelt wurde und daher auch unterschiedliche Längen hat. „Die Hauptverbreitung hier wird im Internet sein“, ist sich  Buhrow sicher. Schönenborn: „Das ist der WDR, wie man ihn nicht kennt und wir werden damit viele Menschen erreichen, die uns nicht kennen. Insofern eine geniale Idee.“ Sehr vielversprechend ist die neue WDR-Serie „Meuchelbeck“ (produziert von Ziegler Film), die ein wenig an „Mord mit Aussicht“ erinnert und doch stilistisch eine eigene Handschrift trägt.