Sandra Maischberger, die am Dienstag mit ihrer ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger" aus der Sommerpause zurückkehrt, hat das oft kritisierte Talkshow-Genre in Schutz genommen. "Es ist ein großes Missverständnis zu glauben, die Talkshow sei in erster Linie ein Informationsmedium. Natürlich vermittelt sie auch Informationen. Aber vor allem geht es um Meinungsbildung", sagte die Moderatorin im "Tagesspiegel". "Wenn eine Talkshow gut läuft, dann haben sie in einer knappen Stunde erfahren, was es zu einem Thema an unterschiedlichen Meinungen gibt und können sich selbst besser eine Meinung bilden. Die Talkshow ist ein sehr demokratisches Medium und in dieser Funktion auch unverzichtbar, finde ich."

Es sei so einfach, Talkshows in die Pfanne zu hauen. "Das falsche Thema, die falschen Gäste, die falschen Fragen - alles klar. Aber wir sind nicht dazu da, in einer Stunde Probleme zu lösen, die auch die Uno nicht in Jahrzehnten bewältigt." Stattdessen gehe es darum, das Meinungsbild des Zuschauers zu schärfen. "Das kann man gering schätzen. Man kann aber auch sagen: Das ist eine wichtige Funktion in einer Demokratie", so Maischberger. Im Falle der Griechenland-Debatte habe es nicht ein Argument gegeben, das nicht genannt worden wäre. "Ich verstehe nicht, wie man das kritisieren kann."

Genervt davon, sich immer wieder verteidigen zu müssen, sei sie jedoch nicht. "Menschen lesen gerne Verrisse und sie lesen offenbar besonders gerne Verrisse von Talkshows. Ein menschliches Bedürfnis, das sich online sehr gut verkaufen lässt. Wenn mir Zuschauer schreiben und ich merke, dass ihnen ein Thema wichtig ist, dann nehme ich das ernst. Den meisten antworte ich auch, wenn es meine Zeit erlaubt. Aber diesen ganzen professionellen oder anonymen Shit, den ignoriere ich. Das müssen Sie mir nachsehen. Ich lese so was nicht." Sorgen um die Zukunft macht sich Maischberger jedenfalls nicht, wie sie im "Tagesspiegel"-Interview betont: Solange es das Fernsehen gebe, werde auch die Talkshow darin einen Platz haben. "Weil es ein Grundbedürfnis befriedigt: Menschen reden mit und über andere Menschen. Und das interessiert die Menschen."

Und doch wird es nach dem angekündigten Rückzug von Günther Jauch ab dem kommenden Jahr weniger Talkshows im Ersten zu sehen geben. Ein Vorteil für Maischberger: Dadurch müsse sie sich thematisch nur noch mit zwei Kollegen abstimmen anstatt mit vieren. "Für mich wird es also einfacher", sagte die Talkerin, die zugleich souverän auf die Frage antwortet, ob sie Jauch künftig vermissen wird: "Muss ich doch gar nicht. Günther ist und bleibt mein Lieblingsmoderator bei 'Wer wird Millionär?'."