Die "Lindenstraße" feiert in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag - ein stolzes Alter für eine Fernsehserie. Für die Jubiläums-Folge, die am 6. Dezember ausgestrahlt wird, haben sich die Macher etwas Besonderes einfallen lassen: Erstmals wird das Ensemble des Klassikers nämlich live spielen. Dafür gibt es allerdings zehn Minuten mehr Sendezeit als gewöhnlich. Produzent Hans W. Geißendörfer betonte, man wolle im Vorfeld keine Aufzeichnung machen, um eine Flucht zu verhindern, "falls etwas nicht klappt". Selbst die Musik soll live eingespielt werden.

Die Handlung der Folge, die mit zwölf Kameras an vier Sets entsteht, soll sich nahtlos in die Geschichte einfügen, erklärte Geißendörfer, der die kreativen Bereiche bereits im Frühjahr in die Hände seiner Tochter Hana legte. Die Themen würden aber auch weiterhin so entwickelt wie zu Beginn der Serie im Jahr 1985. "Unser Leitbild war und ist die Wirklichkeit", sagte Geißendörfer und stellte schon mal in Aussicht, dem aktuellen Flüchtlingsthema eine große Rolle in der Serie zukommen lassen zu wollen. Das werde die "Lindenstraße" verändern.

Lobende Worte für die "Lindenstraße" kamen am Dienstag von ARD-Programmdirektor Volker Herres, der die Serie als ein Stück "Sitten- und Sozialgeschichte Deutschlands" bezeichnete. Alle großen Themen, die in den vergangenen Jahrzehnten relevant waren, seien in der "Lindenstraße" avangardistisch abgebildet worden. Es sei daher möglich, Breitenwirksamkeit und gesellschaftliche Relevanz in Einklang zu bringen. Herres bezeichnete die "Lindenstraße" als eine "TV-Institution", die stets "ein bisschen schlüssellöchrig" dahergekommen sei. "Aus einer kleinen Beziehungskiste ist eine 30-jährige Ehe mit den Zuschauern geworden."

Wie lange es den unter sinkenden Quoten leidenden Dauerbrenner noch geben wird, ist ungewiss. Der aktuelle Vertrag mit den Machern läuft noch bis Ende kommenden Jahres. WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn erklärte, stolz auf die "Lindenstraße" zu sein, erinnerte gleichzeitig aber daran, dass es in Zukunft nicht leichter wird, mit den Themen Anstoß zu erregen, schließlich gebe es "immer weniger Tabus". Zudem sei die Serie "nicht alleine in der Welt".