2,25 Millionen Euro - auf ein Schmerzensgeld in dieser Höhe hat Jörg Kachelmann die "Bild" verklagt und führt 47 Artikel an, die nach seiner Verhaftung veröffentlicht wurden, in denen vorverurteilt, nachverurteilt, gelogen und Intimitäten verbreitet worden seien. 2,25 Millionen Euro dürften es kaum werden, räumt Kachelmanns Anwalt Ralf Höcker im "Spiegel" ein, doch eine Rekordsumme hält er für möglich. Sie liegt bislang bei 400.000 Euro. Doch Jörg Kachelmann belässt es nicht beim juristischen Kampf: Via Twitter meldet er sich regelmäßig zu Wort und stänkter in markiger Sprache gegen den "#vollpfostenjournalismus", wie er ihn zu nennen pflegt.

Das lässt ihn vielen nicht unbedingt sympathischer erscheinen. Im "Spiegel" erklärt er, wieso er sich so verhält: "In der U-Haft habe ich meinen Wärtern und Mithäftlingen geschworen, dass ich später allen auf den Sack gehen werde, die mir das Leben schwer gemacht haben. Und genau das tue ich jetzt. Wenn die Leute mich für einen verbohrten Heini halten, nehme ich das in Kauf." Gleichzeitig betont er, dass "kein Hass, keine Wut" mehr da sei. "Ich weigere mich einfach nur, zur Tagesordnung überzugehen."

Dass jemand in dieser Vehemenz gegen "Bild" stänkert und klagt, ist außergewöhnlich. Die meisten arrangieren sich mit dem Boulevardblatt aus Angst vor missliebigen Schlagzeilen. Kachelmann meint, die nicht mehr fürchten zu müssen: "Ich genieße die Freiheit dessen, der beruflich alles verloren hat." Durch den Prozess habe er sich hoch verschulden und von Grundstücken, Häusern, Wohnungen und auch den Anteilen an seiner Firma Meteomedia trennen müssen. Inzwischen hat er mit der Kachelmann GmbH eine neue Firma gegründet und betreibt damit kachelmannwetter.com.

Doch wie lange möchte Kachelmann sich noch öffentlich mit seinen Gegnern anlegen? Das hängt ganz davon ab, wie die Urteile vor Gericht ausfallen."Sobald Springer, Dinkel und die Staatsanwaltschaft verurteilt sind, ist das Thema für mich twitterös erledigt." Im Falle Springer könnte das schon bald der Fall sein: Das Urteil soll Ende des Monats fallen.

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