Am Morgen hat der Privatsender-Verband VPRT bekanntgegeben, dass der Umsatz der audiovisuellen Medienunternehmen in Deutschland in diesem Jahr erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro durchbrechen wird – von einem Wachstum in Höhe von 5,5 Prozent war die Rede und davon, dass das Fernsehen auch weiterhin der größte Umsatzträger bleibt (DWDL.de berichtete). Alles gut also? Keineswegs. Sagen zumindest die Fernsehmacher. Obwohl etwa ProSiebenSat.1 auf eine Marge von 30 Prozent kommt, äußerte sich Julian Geist, Executive Vice President Corporate Office & Corporate Communications des Münchner Medienhauses, mit Blick auf Zukunft sorgenvoll.

„Wir riskieren unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Geist auf den Medientagen München und ärgerte sich dabei sehr über die deutsche Medienpolitik. Während amerikanische Medienunternehmen freie Fahrt hätten, „werden wir bei jeder Abfahrt auf den Standstreifen gedrängt“. Sein Bild der Medienregulierung in Deutschland sei „dunkelgrau bis pechschwarz“. Von so viel Breitseite zeigte sich Geists Sitznachbar Markus Blume, seines Zeichens medienpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, dann doch überrascht. „Ich habe ja erwartet, dass ich unter Druck geraten werde“, sagte er, „hätte aber nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.“

Tatsächlich zeigte Blume sehr viel Verständnis für die kritische Haltung von ProSiebenSat.1. Er selbst sprach von „eklatanten Missverhältnissen“ und kündigte an, einen „Paradigmenwechsel bei der Medienregulierung“ anzustreben. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe sei bereits eingesetzt, um die Deregulierung voranzutreiben. Geist betonte daraufhin, dass die Zeit drängt. „Wir können nicht mehr fünf Jahre rumregulieren“, sagte er hinsichtlich stärker werdender Player wie Netflix oder Amazon. Verärgert zeigte sich der ProSiebenSat.1-Mann auch bei der regionalisierten Werbung, die ab 2016 schon wieder verboten sein wird. Eine vorwärtsdenkende Medienpolitik könne er angesichts dessen nicht erkennen.

Auch RTL-II-Geschäftsführer Andreas Bartl verwies darauf, dass die internationale Geschwindigkeit eine andere sei – und stimmte seinem Kollegen aus Unterföhring zu. „Wir sehen den Wettbewerb mit Giganten aus Übersee sportlich. Im Sport macht es aber am meisten Spaß, wenn sich alle an die gleichen Regeln halten.“ Produzentin Ute Biernat, Geschäftsführerin von UFA Show & Factual, wunderte sich unterdessen über die vom VPRT vorgelegten Zahlen. „Von den 5,5 Prozent kommt bei uns nicht so viel an“, sagte sie und schob augenzwinkernd hinterher: „Als Produzentin bin ich dafür geboren, erstmal zu jammern.“ Nichtsdestotrotz sei man „am unteren Ende angekommen“, so Biernat.