Klare Verlierer beim "Länder-Check": Das ZDF und Thomas Gottschalk

Logo: ZDFEs war eine Parade der Pannen, die das ZDF am Samstagabend vor besten Sendezeit darbot. Den Anfang machte das, was Gastgeber Thomas Gottschalk schon bei seiner Latenight-Reihe "Gottschalk & Friends" nicht beherrschte. Den in der Jury sitzenden Kultautor Wladimir Kaminer stellte Gottschalk mit seinem "neuen Buch Russendisko" vor. Kaminer korrigierte ihn - dies sei sein erstes Buch gewesen. Vorbereitung bleibt ein Fremdwort für Gottschalk.

Halb so wild, hätte man denken können - zumindest bis zur ersten Frage, bei der Gottschalk dann nicht wusste, wer sie eigentlich beantworten muss. Das war aber ohnehin egal, weil die Technik klemmte und die Abstimmgeräte der Teams keinen Strom hatten. Gottschalk fragte nach einigen Runden und der späten Erkenntnis, dass da wohl nicht alle Punkte gezählt wurden nach, ob sich auch kein Team betrogen fühlt. Die Schweizer bestätigen, dass sie bei den ersten Fragen immer falsch lagen. "Das ist Ehrlichkeit, die an Blödheit grenzt", kommentiert Gottschalk.

Dass die ganze Show ohnehin kein ernsthaftes Ergebnis hervorbringen würde, lag schon im Konzept der Show begründet. Die Mitglieder der Teams berieten sich bei jeder Frage und hätten sich so, je nach Anzahl der Antwortmöglichkeiten, eine Mindestpunktzahl sichern können, hätte man einfach jede Antwortmöglichkeit besetzt. Auf diesen Kniff kam zu Beginn kein Team. Später gab sich aber niemand mehr die Blöße: Wozu auch, wenn sich so simpel Punkte sammeln lassen.

Eine teure Außenwette, Verzeihung, Außenaufgabe gab es auch diesmal: Ein Ruder-Rennen am Bodensee sollte dem Gewinner eine Verdreifachung seiner Punktezahl bescheren. Mit anderen Worten: Völlig egal, wer die gesamte Show über wie gut abgeschnitten hat: Das Ergebnis beim Ruder-Rennen hätte alles kippen können, wenn nicht, um das vorwegzunehmen, am Ende die Deutschen gewannen, die ohnehin in der Show in Führung lagen.

Die internationale Jury hatte bei dieser Pannenshow die dankbare Aufgabe nur in der Ecke zu sitzen und die meiste Zeit über auch keinen Zweck erfüllen zu müssen. Nur ab und an gab es von Ihnen den Zwischenstand. Diese Verkündung der Punkte war auch nötig, weil Gottschalk weder die Regeln seiner eigenen Show begriff, noch zählen konnte und das ZDF die Technik im Laufe der Show auch nur mäßig in den Griff bekam.

Als um 22.15 Uhr, die Show sollte zu diesem Zeitpunkt eigentlich beendet sein, Wladimir Kaminer den hundertsten Punktestand verkündete und mit den Worten "Aber noch ist nichts entschieden" schloss, konnte der Zuschauer dies nur als Drohung verstehen: Noch sollte diese verfilmte Peinlichkeit kein Ende haben.

Einige der mitspielenden Promis schüttelten in scheinbar unbemerkten Momenten längst nur noch mit dem Kopf. Marco Rima, für die Schweiz dabei, fasste sich nicht erst am Ende der Show an den Kopf. Sein Gesichtsausdruck dazu sprach Bände.

Auch Armin Rohde war nicht weniger genervt als Gastgeber Gottschalk kurz vor Ende noch zu ihm stürmte und aus Zeitnot gleich ohne Überleitung zur plumpen Eigenwerbung für einen ZDF-Film mit Rohde überging. Dieser wartete dann auf den sonst üblichen kurzen Einspieler, der aber nicht kam. Gottschalk fiel dann nicht einmal das Datum ein, an dem der Film laufen werde, obwohl Rohde ihn Sekunden vorher noch selbst erwähnt. Hätte Gottschalk zugehört, hätte er nicht ahnungslos im Riesenstudio seine Redakteure fragen müssen, wann dieser ZDF-Film nun laufe.

Am Ende wurde Gottschalks Drohung vom Beginn der Sendung allerdings nicht eingelöst. Spürbar sauer über die nicht funktionierende Technik polterte Gottschalk schon am Anfang: "Ich hoffe der Techniker wird schon geschminkt, der muss auf jeden Fall noch ins Bild." Er kam nicht ins Bild. Dafür umso größer der Verlierer des Abends: Das ZDF. Das deutsche Fernsehen hat bei diesem Ländercheck keine gute Figur gemacht.

Für Thomas Gottschalk war diese Show ein weiteres Stück Demontage seines ohnehin schon angekratzten Images als "Starmoderator der Nation". Nach seiner gottseidank begrenzten Geburtstags-Latenight-Show vor zwei Monaten, in der nicht er sondern Olli Pochers Pöbelei gegen Mariah Carey der Höhepunkt war, bot Gottschalk auch an diesem Samstagabend ein Bild davon, wie man eine Samstagabend-Show nicht moderieren sollte: Schlecht vorbereitet und an seinen Gästen uninteressiert.

Und selbst bei der Meisterung der technischen Probleme und der Improvisation überzeugte er nicht: Hilflos schaute Gottschalk immer wieder von sich aus links zu den zur Hilfe eilenden Redakteuren und der Ablaufregie. Retten konnte ihn bei der Pannenserie erst der Regisseur via Reinruf ins Studio. Wie man Pleiten, Pech und Pannen hingegen preisgekrönt meistert, hat Gottschalks Kollege Jauch bei der legendären Champions League-Übertragung aus Madrid bewiesen. Dort fiel ein ganzes Fußball-Tor um, beim ZDF am Samstagabend hingegen nur ein Stück weit der Mythos Gottschalk.