Gleich zwei Filme, die der Sender im Frühjahr 2016 auf dem etablierten Sendeplatz für deutsche Fiction, Dienstag 20.15 Uhr, zeigen wird, sind Produktionen des Nachwuchses der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Die schlagfertige Romantic Comedy „Cinderella 2.0“ mit Mira Bartuschek in der Hauptrolle ist ein Debütfilm und „Mit Sicherheit Liebe“ mit Florian Bartholomäi in der Hauptrolle ein Diplomfilm. An Vielfalt und Engagement im Film-Segment mangelt es nach den Eindrücken der Präsentation in Hamburg nicht.

Im Interview mit „Blickpunkt Film“ bekräftigt Sat.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger auch noch einmal bezogen auf die TV-Movies des Senders: „2016 werden es mehr Erstausstrahlungen sein als 2015.“ Enttäuschend ist allerdings die Anzahl und Schlagzahl der deutschen Serien bei Sat.1. Hier wurde der Sender von den Serien-Flops zu Beginn der TV-Saison im September hart getroffen, wie der Senderchef auch einräumt. „Der Start in den Herbst ist anders verlaufen, als wir uns das vorgestellt haben. Die Tiefschläge schmerzen“, sagt Pflüger im „Blickpunkt Film“-Interview.

So bleiben derzeit nur zwei Serienprojekte übrig: Die von Zeitsprung Pictures produzierte Fortsetzung des TV-Movies „Einstein“ mit Tom Beck in der Hauptrolle sowie die ambitionierte Krimiserie „23 Cases“ aus dem Hause H&V Entertainment. Von beiden Produktionen gibt es allerdings nur Mini-Staffeln von sechs Folgen. Über die Zögerlichkeit von Sat.1 amüsierte sich Tom Beck bereits beim Deutschen Comedypreis im Oktober in Köln. „23 Cases“ ist darüber hinaus ein Risiko: Die Serie ist deutlich von einem US-Vorbild wie „The Blacklist“ inspiriert.

Bislang taten sich deutsche Serienideen, die sich an US-Erfolgsmustern orientieren, beim deutschen Publikum eher schwer. Eine dritte Serie hat Sat.1 noch auf Lager, weil man sie nach enttäuschenden Einschaltquoten zum Schutz direkt vom Sender genommen hat. „Frauenherzen“ soll in einer Doppelfolgen-Programmierung eine zweite Chance bekommen, „um dem  Moviegedanken Rechnung zu tragen“, wie Sat.1 am Dienstagabend in Hamburg verrät. „Frauenherzen“ ist schließlich das Serien-SpinOff eines erfolgreichen Sat.1-Dienstagsfilms.

An Vielfalt, Stars und Partnern mangelt es Sat.1 in der fiktionalen Eigenproduktion nicht. Allein die Frequenz im seriellen Segment ist zögerlich. Zum Glück für Sat.1 sind andere Privatsender da noch zurückhaltender. Welche Folgen der u.a. von der Konkurrenz dank „Club der roten Bänder“ und „Deutschland 83“ ausgelöste Hype rund um die deutsche Serie auch bei Sat.1 haben wird, bleibt abzuwarten. Zu einer seit Ewigkeiten unklaren Zukunft des Sat.1-Klassikers „Pastewka“ konnte man am Dienstagabend übrigens keine konkrete Aussage treffen.

Im Interview mit dem geschätzten Kollegen Andreas Kloo von „Blickpunkt Film“ kündigte Sat.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger hingegen an, am Genre der Dailysoap festhalten zu wollen. Die Fehler beim Flop von „Mila“ hat man inzwischen analysiert. „Im Nachhinein haben wir vielleicht mit zu vielen Regeln des Genres gebrochen. So wurde von Anfang an kein Love-Interest etabliert, es gab keinen klassischen Cliffhanger und die Serie hatte einen sehr hohen Grad an Selbstreflexion und Ironie“, sagt Pflüger.

Am Thema Dailysoap will Sat.1 auch nach „Mila“ festhalten. In der Herangehensweise will Geschäftsführer Pflüger jedoch neue Modelle entwickeln, um das Risiko einer solchen Produktion zu minimieren. Konkret geht es z.B. um die Beauftragung weniger Folgen verbunden mit der Herausforderung, näher an der Ausstrahlung zu produzieren. Und da ist sie dann schon wieder, diese latente Zögerlichkeit.